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Das Leben der einbeinigen Jana mit Clemens

Jana hasste das Klingeln ihres Weckers. Wie jeden Morgen wurde sie aus dem Schlaf gerissen, und wie jeden Morgendrückte sie auf den Knopf, um dann noch für einen kleinen Augenblick imBett zu liegen und sich an den Gedanken zu gewöhnen, gleich aufstehen zumüssen. In diesem Moment jedoch fiel ihr ein, dass heute Freitag war undClemens von seiner Dienstreise zurück kommen würde. Sie hatte schontagelang diesen Freitag herbeigesehnt… Langsam zog sie die bunteBettdecke beiseite und streckte ihr linkes Bein aus.

Ihre gestreckten Zehenberührten das Ende des Bettes. Unter ihrem dünnen Nachthemd zeichnete sich der kleine Rest ihres rechtenBeins ab – ein Stumpf, kaum länger als 15 Zentimeter. Vor ziemlich genau drei Jahren war sie amputiert worden, bevor sie dieseschreckliche Diagnose überhaupt richtig verarbeitet hatte. Ein Sarkom hattesie in ihrem Bein, von einer lebensbedrohenden Situation war die Rede unddass nicht viel Zeit sei. Sie wollte es einfach nicht wahrhaben, dass eskeine andere Möglichkeit geben sollte, als ihr das Bein zu amputieren.

DieMenschen konnte ins Weltall fliegen, alles Mögliche erfinden, immer wiederlas man von neuen Erfolgen in Wissenschaft und Forschung. Doch mit einemeinfachen Tumor in einem Bein wurden sie nicht fertig?Die Ärzte überzeugten die damals 22-Jährige mit eindringlichen Worten. Umganz sicher zu gehen, dass sich die Krankheit nicht weiter verbreitenkonnte, sollte weit oben amputiert werden. Nach einer Bedenkzeit willigtesie schliesslich in die Operation ein, die ihr Leben seitdem veränderthat…Jana setzte sich auf die Bettkante, streifte das Nachthemd über den Kopfund umfasste mit beiden Händen ihren Stumpf.

Dann begann sie langsam, aberkräftig ihre Narbe zu massieren, die sich halbkreisförmig um den Rest ihresrechten Beines herum zog. Dann hob sie ihre Krücken auf, die gleich nebenihrem Bett auf dem Fussboden lagen und ging langsam über den kleinen Flurihrer Wohnung in das Badezimmer. Sie freute sich auf die kurze Dusche amMorgen. Jana setzte ihren Fuss auf die hellblaue Duschmatte, stellte ihreKrücken in Reichweite an die Wand und schloss die Duschkabine von innen. Beim Waschen hielt sie sich abwechselnd mit einer Hand an den Haltegriffenfest, die an den Fliesen in der Duschkabine angebracht waren.

Besondersfreute sich Jana auf die wohltuende Lotion, die sie auf ihren ganzen Körperverteilte, nachdem sie sich abgetrocknet hatte. Dann stand sie von demkleinen Badhocker auf und hüpfte zum Waschbecken herüber. Ihren Stumpflegte sie auf den vorderen Rand des Waschbeckens, um so das Gefühl zuhaben, sicher zu stehen. Sie sah in den Spiegel und kämmte sich ihre Haare,um sie danach trocken zu föhnenImmer wieder musste Jana an Clemens denken, während sie ihren Morgenteetrank und einen Toast ass.

Sie freute sich schon sehr auf den Abend, densie mit ihm verbringen würde. Doch bis dahin lag noch ein Arbeitstag vor ihr. Berge von statistischenErhebungen erwarteten Jana in ihrem Büro. Seit ihrer Amputation arbeitete sie für fünf Stunden als Sekretärin in derVerwaltung einer technischen Hochschule. Man hatte ihr diesen Arbeitsplatzangeboten, weil sie hier ein eigenes Zimmer hatte und es eine sitzendeTätigkeit ist. Vorher hatte Jana zwei Jahre als Organisationsassistentin imStudentenbüro gearbeitet. Leicht fiel es ihr nicht, diese Arbeitaufzugeben, weil sie sehr gern mit den Studenten arbeitete und ihnen beiden vielfältigen Problemen half, die mit der Organisation eines Studiums zutun hatten.

Hier hatte sie auch Clemens kennen gelernt – gleich war er ihraufgefallen, als er sich in die Studienliste einschrieb. Gross, blond- unddann dieses Lächeln, welches er ihr geschenkt hatte…Clemens kam die erste Zeit sehr oft in das Studentenbüro. Immer hatte ernoch irgendein Problem. Heute weiss Jana längst, dass es ihre braunen Augenwaren, die ihn faszinierten und ihn immer wieder magisch anzogen. Janasmakellose Figur mit den wunderschönen langen Beinen taten ein Übriges. Schnell wurden beide ein Paar.

Obwohl Clemens in einer WG(Wohngemeinschaft) einen Platz hatte, wohnte er praktisch überwiegend beiJana. Hier hatte er seine Ruhe um zu studieren, und hier wartete er aufsie, wenn sie nachmittags von der Hochschule nach Hause kam. Dieses Glück wurde dann jäh unterbrochen, als Jana die Diagnose erfuhr,welche zur Amputation ihres rechten Beines führte. Clemens hatte zu derZeit gerade sein Hauptstudium als Informatiker abgeschlossen. Obwohl Janaes nicht wollte, unterbrach er sein Studium für ein Semester, um Zeit fürsie zu haben.

Jede Minute war er für sie da, es war keine Frage fürClemens, dass er Jana beistand und ihr half, diese schwere Zeit zuüberstehen. Glücklicherweise blieb ihr eine eigentlich geplanteChemotherapie erspart. Die Ärzte entschieden auf eine leichtere örtlicheBestrahlung. Die schwierigste Phase mussten beide meistern, als Jana nach derRehabilitation aus der Klinik entlassen wurde und nach Hause kam. Clemenswusste hin und wieder nicht, wie er sich zu seiner geliebten Jana verhaltensollte. Sie war durch die seelische Belastung, die durch die Behinderungausgelöst wurde, mehr als unausgeglichen und liess ihre Wut und ihreVerzweiflung über ihre eigene Situation immer wieder ungewollt an Clemensaus.

Doch durch seine zielstrebige Art, Jana in den Alltag zurück zu helfen,schaffte sie es mit der Zeit mehr und mehr, ihre Behinderung zu akzeptierenund sich den Problemen zu stellen. Clemens liess keinen Zweifel daran, dass er sie so liebte wie sie war, unddass er sie auch als Frau mit einem Bein noch sehr begehrte. Jana brauchtelange, um dies vorbehaltlos zu akzeptieren. In Gedanken versunken trank sie den letzten Schluck ihres Tees, sah auf dieUhr und merkte, dass sie sich beeilen musste, um den Stadtbus um 7.

40 Uhrnoch zu erreichen. Hin und wieder fuhr sie mit einer Kollegin mit dem Automit, die ganz in der Nähe wohnte, aber heute wollte sie den Bus nehmen. Siestellte das Geschirr in den Spüler, ging dann noch einmal ins Badezimmer,um sich dezent zu schminken, die Zähne zu putzen und eine Tagescremeaufzutragen. Dann schlüpfte sie in ihren Schuh, zog einen Blazer über undnahm den kleinen Rucksack auf den Rücken. Da Jana nur einen sehr kurzenStumpf behalten hatte, benutzte sie nur selten eine Prothese.

Sie fühltesich in dem Beckenkorb, der ihre Hüfte umschloss, nicht wohl, so dass sievon Anfang an lieber die Krücken nahm. Damit war sie schneller und siefühlte sich freier und „nicht durch dieses Monstrum behindert,“ wie sieimmer sagte. Um die Hände frei zu haben, hatte sie sich diesen kleinen Rucksack gekauft,den sie fast immer bei sich hatte. Jana schloss die Tür ab, verstaute den Schlüssel im Seitenfach desRucksacks und ging dann die drei Treppen hinunter auf die Strasse.

Die 200Meter bis zur Haltestelle des Stadtbusses liess sie schnell hinter sich. Ein paar Leute warteten schon an der Haltestelle, als Jana sich dazustellte und der Bus hielt. Ein älterer Mann, der sie schon vorher von obenbis unten angeschaut hatte, stellte sich neben die geöffnete Bustür undsagte mit lauter Stimme zu den anderen Leuten: „Warten Sie mal bitte undlassen Sie zuerst die junge Frau einsteigen!“Jana, die diese mitleidigen Blicke überhaupt nicht mochte, antworteteeinfach mit einem kurzen „Danke,“ und stieg vor allen anderen in den Busein.

Oft hatte sie Glück, dass ein vorderer Platz frei war. Sonst fragtesie nur kurz: „Entschuldigen Sie, könnten Sie mich bitte sitzen lassen?“Wenn die Leute sahen, dass sie nur ein Bein hat, wurde ihr bis jetzt immerein Sitzplatz angeboten. Nach vier Stationen stieg Jana aus und ging einen Parkweg entlang, der siedirekt zu einem Nebeneingang des Hochschulgebäudes führte. Sie ging denlangen Flur entlang, der zu ihrem Büro führte, welches sich in der unterenEtage neben dem Bereich der Direktion befand.

Jana legte ihre Sachen ab und ging dann in das Nachbarbüro, um ihreKolleginnen zu begrüssen, bevor sie sich an den Schreibtisch setzte und mitder Erledigung der Akten begann. Ab und zu musste sie aus einem der Regale Ordner holen, um erledigteBlätter einzuheften. Jana hüpfte dann die kurzen Strecken auf ihrem einenBein und holte sich die benötigten Sachen. Es war auch gar nicht andersmöglich, da sie in diesem Moment ihre Hände frei haben musste. Die Arbeit ging ihr an diesem Freitag schneller von der Hand, als siegedacht hatte.

Kurz vor Feierabend rief sie ihr Chef noch telefonisch zu sich, um einProblem mit ihr zu besprechen, welches in der nächsten Woche gelöst werdenmusste. Sein Büro befand sich in der dritten Etage. Jana nahm ihre Krücken,schloss ihre Bürotür ab und ging den langen Gang bis zu den Treppenentlang. Immer wieder merkte sie, wie Studenten sich nach ihr umdrehtenoder sie gespielt unauffällig beobachteten. Jana spürte förmlich die Blickeder jungen Leute, die sie entweder mitleidig oder neugierig mit den Augenverschlangen, wenn sie an ihren Krücken elegant an ihnen vorbei ging.

Die Treppen stieg sie in trainierter Ausdauer, indem sie Stufe für Stufeihr Bein hinauf setzte und dann die Krücken nach zog. Schliesslich hattesie ja auch zu Hause drei Treppen zu steigen, wenn sie in ihre Wohnungwollte. Nach wenigen Minuten klopfte sie an der Tür ihres Chefs, der sieschon erwartete und ihr freundlich einen Platz anbot. Schon öfter hatteJana bemerkt, dass er sich ihr immer so gegenüber setzte, dass er sie vonoben bis unten anschauen konnte.

Jana waren diese Augenblicke nicht sehrangenehm. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn er hinter seinem Schreibtischsitzen geblieben wäre, aber er kam immer zu der kleinen Sitzgruppe herüber,die auf der anderen Seite seinen grossen Büros stand. Jana legte ihreKrücken neben sich ab, rückte ihren Stuhl etwas schräg zur Seite und sahihren Chef freundlich an. Ihr Chef erläuterte ihr in allen Einzelheiten dieStatistik, welche sie in der nächsten Woche zu erledigen hatte, während ersie immer wieder von oben nach unten anschaute, wobei sein Blickauffälligerweise sehr oft an ihren hochgeschlagenen Hosenbein hängen blieb.

Nach etwa zwanzig Minuten war die Unterredung beendet und Janaverabschiedete sich ins Wochenende. Als Jana die Haltestelle des Stadtbusses erreichte, war der letzte geradeweg. In 25 Minuten würde der nächste fahren. Sie überlegte sich, in derZeit noch in das Einkaufszentrum gegenüber zu gehen und eine schöne FlascheWein zu kaufen, für den Abend mit Clemens…Sie nahm keinen Einkaufswagen, sondern ging gleich zum Weinregal, welchessich im vorderen Teil des Marktes befand. Jana kannte sich recht gut aus,da sie häufig hier einkaufte, allerdings meistens mit Clemens zusammen, derdann den Einkaufswagen schob.

Sie stand vor den vielen Weinflaschen und las die Etiketten. Hin und wiedernahm sie eine Flasche aus dem Regal und schaute auf die Rückseite. Janalegte ihren Beinstumpf dazu auf dem Griff ihrer rechten Krücke ab, um sodie rechte Hand frei zu haben. Nach einer Weile bemerkte sie einen jungenMann, der einige Meter von ihr entfernt stand und sich auch für den Wein zuinteressieren schien. Jana bemerkte, dass er sie ziemlich ausdauerndbeobachtete. Dass sie als einbeinige Frau immer wieder interessant war, hatte sie schonhunderte Male erlebt, aber es störte sie jedes Mal von Neuem.

„Der ist sehr gut, ich kann ihn empfehlen,“ sagte er plötzlich, als Janagerade eine Flasche Rotwein in der Hand hielt. Erstaunt sah sie von demEtikett auf. „Mögen sie trockenen Rotwein?“ fragte der junge Mann weiter und kam näher. „Genau so einen suche ich, aber bei der Riesenauswahl…“ antwortete Jana. „Vertrauen Sie mir und nehmen Sie den,“ schlug der junge Mann vor. „Odernehmen Sie gleich noch eine Flasche, denn dieser ist auch Klasse,“ sagte erund zeigte auf eine andere.

„Ich glaube, eine reicht erst mal. Und ausserdem habe ich bei zweien auchTransportprobleme, wie Sie ja schon gesehen haben,“ sagte sie und schautean sich herunter. „Entschuldigen Sie, natürlich, das habe ich nicht bedacht. Aber ich könnteIhnen natürlich auch behilflich sein, wenn Sie möchten,“ sagte erfreundlich. „Danke, sehr nett, aber ich schaffe das schon allein. Schönen Tag noch. “Jana nahm die Weinflasche und die rechte Krücke in eine Hand und ginglangsam in Richtung Kasse. „Geht es wirklich?“ hörte sie den jungen Mann hinter sich fragen.

„Danke, alles jahrelange Übung,“ rief sie zurück. An der Kasse fragte eine ältere Frau, ob sie vor gehen möchte, als sie sah,dass Jana nur ein Bein hatte. Doch Jana lehnte freundlich ab. Sie hattenoch genug Zeit, den Bus zu schaffen. Nachdem sie bezahlt hatte, verstautesie den Wein in ihrem Rucksack und ging zügig durch den Ausgang über dieStrasse zur Haltestelle. Zu Hause angekommen stellte sie Flasche Rotwein sofort auf den Balkon. Ersollte zum Abend die richtige Temperatur haben – kühl, aber nicht eiskalt.

Dann ging Jana ins Bad, um sich ein wenig frisch zu machen. Sie hatte ihreKrücken gerade an die Wand gelehnt, als das Telefon klingelte. ‚Clemens,‘dachte sie sofort und hüpfte auf ihrem einen Bein schnell um die Ecke aufden Flur, wo das Telefon stand. „Hallo, meine Kleine, ich wollte nur mal hören, wie es dir geht und ob duzurecht kommst,“ hörte sie die Stimme ihrer Mutter am anderen Ende. Jana musste sich anstrengen, sich nicht anmerken zu lassen, dass sieenttäuscht war, nicht Clemens zu hören.

Sie redeten über belanglose Dingeund Jana erklärte ihrer Mutter immer wieder, dass sie sehr gut alleinklarkommt. Seit ihrer Amputation fühlte sie sich ihrer Mutter gegenüberimmer wie ein kleines, hilfloses Wesen. Sie mochte diese übertriebeneFürsorge einfach nicht, und das Mitleid schon gar nicht. Doch sie konntedas Verhalten ihrer Mutter nicht ändern. Manchmal dachte sie, dass sie anihrer Stelle vielleicht auch nicht anders wäre. Jana war aber immer wiederfroh darüber, dass sie nicht in einer Stadt wohnten.

Kaum hatte sie aufgelegt, klingelte das Telefon schon wieder. Diesmal wares Clemens. Sie war glücklich, seine Stimme zu hören. Clemens sagte, dasser vor 21. 00 Uhr nicht da wäre, da er in einem Stau stand. Jana sollte sichkeine Sorgen machen. Jana hüpfte wieder zurück ins Badezimmer, zog sich ihren Pullover aus undmachte sich frisch. Nun setzte sich auf den Hocker und zog auch ihre Hoseaus. Dann liess sie sich ein wenig Wasser in eine kleine Schüssel, zog denStrumpf aus und stellte ihren Fuss langsam hinein.

Wie gut das tat, dachteJana. Sie bewegte ihre Zehen, massierte ihren Oberschenkel, dann die Wadeund zum Schluss den Fuss. Die Pflege ihres Beines nahm sie sehr ernst. Eswar doppelt wertvoll und musste sie jeden Tag allein durch die Welt tragen,dachte sie. Aber auch ihren Stumpf vernachlässigte sie nicht. Sie trockneteihr Bein ab, stand auf und hüpfte zum Waschbecken. Dann liess sie mitbeiden Händen zuerst warmes, dann kaltes Wasser über den Stumpf fliessen. Immer wieder massierte sie mit festem Griff den Rest ihres rechten Beins,trocknete ihn dann ab und beugte ihn nach hinten, nach vorn und liess ihnkreisen, um die Muskeln zu trainieren und die Beweglichkeit zu erhalten.

Dann trug sie noch eine Salbe auf die Narbe auf, griff nach ihren Krückenund ging ins Schlafzimmer. Dort zog sie ihr Hauskleid über, kämmte sichihre Haare und schaute in den grossen Spiegel an der Wand, in dem sie sichganz und gar sehen konnte. Das rote Kleid war kaum länger, als dass esihren Stumpf verdeckte, und ihr schlankes, kerzengerades Bein kam richtigzur Geltung. ‚Jetzt kann er kommen,‘ dachte Jana und ging in die Küche, umetwas zum Essen vorzubereiten.

Als sie hörte, dass sich das Schloss an der Wohnungstür drehte, hatte siegerade eine Kerze angezündet und es sich bei leiser Musik auf der Couchgemütlich gemacht. Schnell stand sie auf und hüpfte eilig um den Tischherum auf den Flur. Clemens hatte seinen kleinen Koffer abgestellt und wargerade dabei, seine dünne Jacke an der Garderobe aufzuhängen. „Endlich habe ich dich wieder,“ sagte er, als er Jana in die Arme nahm. Er schaute sie von oben bis unten an und sagte: „Schön siehst du aus, ichhatte unendliche Sehnsucht nach dir.

“„Da kenne ich noch jemanden, die vor Sehnsucht fast gestorben wäre. Ichhabe mich so nach diesem Augenblick gesehnt. “ Jana machte ein paar kleineHüpfer zur Seite, damit Clemens ins Bad gehen konnte, um sich ein wenigfrisch zu machen. In der Zeit hatte Jana schon ein kleines Tablett aus derKüche geholt und war dabei, die Obst- und Gemüsestückchen wieder zurecht zulegen. Obwohl sie sehr vorsichtig war, war einiges auf dem kleinen Tablettein wenig durcheinander geraten, als sie damit auf ihrem einen Bein von derKüche zum Tisch gehüpft war.

„Das hätte ich doch auch machen können,“ hörte sie Clemens sagen, als erwenig später ins Zimmer kam. „Heute verwöhne ich dich, bitte,“ sagte sie und sah ihn liebevoll an. Schonwar sie wieder in der Küche und kam mit einem Bier und einer PackungGrapefruit-Saft zurück. „Bitte setze dich,“ sagte Jana, „ich bin gleichsoweit. “Clemens sah seine Freundin an und tat schliesslich, was sie sagte. Janasetzte sich neben ihn auf die Couch. „Ich habe uns ein wenig zu essen vorbereitet und für nachher steht nocheine Flasche Wein auf dem Balkon,“ verriet sie.

Clemens öffnete seine Bierflasche, als Jana auffiel, dass noch keine Gläserauf dem Tisch standen. Bevor Clemens reagieren konnte, war sie schon wiederaufgestanden und hüpfte mit kurzen schnellen Schritten in die Küche, umzwei Gläser zu holen. „Schatz, bitte, bleibe sitzen. Es ist doch viel zu anstrengend für dich. Ich kann doch die Sachen holen. “ Clemens wusste, dass Jana einen Arbeitstaghinter sich hatte und dass es sie anstrengte, immerzu auf ihrem einen Beindurch die Wohnung zu hüpfen, auch wenn es nur kurze Wege waren.

„Heute möchte ich dich aber mal verwöhnen, Clemens. Lass mir doch dieFreude. Du hast die lange Fahrt hinter dir. “Als sie gegessen hatten, rückte Jana ganz nah an Clemens heran du begannihn zärtlich zu küssen. „Na, na, mal nicht so stürmisch,“ sagte Clemens leise. Er streichelte Jana im Gesicht und glitt dann langsam zu ihren Brüstenhinab. Der Geruch ihrer Haare und ihres Parfüms erregten ihn nochzusätzlich. „Lass uns erst den Tisch abräumen und es uns dann gemütlich machen,“ sagteJana.

„Einverstanden, aber nur wenn ich abräumen darf,“ entgegnete Clemens. Er stand auf, stellte das Tablett auf den Tisch und Jana half beimEinsammeln des Geschirrs. Als Clemens aus der Küche zurück kam, stand Janamit ihren Krücken an der Balkontür und schaute hinaus. „Schade, es fängt gerade an zu regnen,“ sagte sie. „Ich wollte so gern nochdraussen sitzen. “„Ich glaube der Wein schmeckt auch hier,“ antwortete Clemens. Beide hatten gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war.

Clemenserzählte von seiner Woche in der Eifel und Jana von ihrer Arbeit in derHochschule. Immer wieder küsste Clemens seine Freundin und sagte ihr, wiesehr sie ihm gefehlt hat. Je später der Abend wurde, desto mehr merkteJana, wie anstrengend der Tag für sie gewesen war. Sie schob ihr kurzesKleid hoch, legte ihr nacktes Bein bei Clemens auf die Oberschenkel undmassierte ihren Stumpf mit beiden Händen. Dabei drückte sie immer wiederihre Fingerspitzen an verschiedenen Stellen in ihren Stumpf, besondersvorn, wo sich die Narbe halbkreisförmig um den kleinen Rest ihres rechtenBeines zog.

Clemens streichelte ihr linkes Bein, massierte ihre Wade undihren Fuss. „Ich glaube, ich bin müde,“ flüsterte Jana. Sie nahm ihr Bein von Clemens‘ Schoss, griff nach ihren Krücken und ginglangsam in Richtung Badezimmer. Clemens stellte die beiden Gläser noch inden Spüler und räumte die leere Weinflasche weg. „Ich habe einen kleinen Schwips, Schatz,“ sagte Jana, als Clemens insBadezimmer kam. Sie hatte nur noch ihren BH und den String an. Ihr Stumpflag auf dem Rand des Waschbeckens, die Krücken lehnten an der Wand.

Clemens sagte nichts und umfasste Jana mit beiden Händen zärtlich vonhinten um den Bauch. Sie legte ihren Kopf zurück an seine rechte Schulter,beide sahen sich so durch den Spiegel an. Dann öffnete er ihren den BH-Verschluss und streifte die Träger langsam über die Schultern. Ihreschönen, festen Brüste kamen zum Vorschein, Clemens umfasste sie mit beidenHänden und drückte sie sanft ein wenig nach oben. „Ich liebe dich, Süsse,“flüsterte er Jana ins Ohr. Sie machte einen kleinen Hüpfer nach hinten unddrehte sich auf dem Fussballen zu ihm um.

Als Clemens ins Schlafzimmer kam, lag Jana ausgestreckt auf dem breitenBett. Sie hatte ihren Stumpf mit beiden Händen umschlossen und lächelte,als sie fragte: „Cremst du mich ein bisschen ein, Schatz?“Clemens griff nach der Flasche mit der Body-Lotion, die auf dem Schränkchenvor dem grossen Spiegel stand. „Ich glaube, du solltest aber vorher nochdeinen String ausziehen, oder? „Schnell hatte Jana dies erledigt undClemens begann die Lotion auf ihrem Bein zu verteilen. Er massierte dieCreme zärtlich ein, wobei er auch Janas Fuss nicht vergass.

Dann verteilte er ein wenig von der Lotion auf seinen Händen und begann,den Stumpf einzucremen. Jana streckte ihn dazu senkrecht nach oben, sodassClemens von allen Seiten sehr gut herankam. Danach kamen Bauch und Busendran, dann der Rücken. Jana genoss dieses Gefühl, von Clemens‘ Händen aufdiese Weise verwöhnt zu werden. Immer wieder küsste er sie überall amKörper. Beide hatten das, worauf sie die ganze Woche gewartet hatten. AlsClemens fertig war, stand er auf und stellte die Flasche mit der Körper-Lotion wieder zurück auf das Schränkchen.

Jana nutzte die Zeit zum Aufstehen. Blitzschnell war sie zu Clemens gehüpftund hatte ihn von hinten umfasst. Beide konnten sich in dem grossen Spiegelin ihrer ganzen Grösse betrachten, was beide besonders mochten. Jana standganz dicht hinter Clemens. Sie hob ihren Stumpf an und strich damit immerwieder über die Aussenseite von Clemens‘ rechtem Oberschenkel. „Meinst du nicht, dass du noch etwas zu viel an hast?“ fragte sie und zogan seinem Slip. Clemens löste sich aus der Umklammerung und zog sehr schnell sein letztesKleidungsstück aus.

Damm umarmte er Jana, die sich mit beiden Händen anseinen Schultern festhielt. Beide waren sehr erregt; Clemens begann Jana amOhr zu küssen, er umfasste mit seiner linken Hand den Beinstumpf seinerFreundin, mit der anderen Hand hielt er sie am Rücken fest, sodass siesicher stehen konnte. „Komm, Schatz, lass uns ins Bett gehen, es ist doch viel zu anstrengend fürdich, immerzu zu stehen,“ flüsterte er ihr ins Ohr. „Es geht noch, Schatz, bitte, lass uns noch ein wenig schmusen,“ hörte ersie sagen.

Clemens hatte in solchen Momenten immer wieder diese Bedenken,dass es für sie zu anstrengend sein könnte mit nur einem Bein. Doch er warnatürlich viel zu erregt, als dass er es nicht auch wollte. Jana hüpfteeinen Schritt näher heran und umarmte Clemens fest um den Hals. Sie küsstensich lange und innig. Nach einigen Minuten hauchte er Jana ins Ohr: „Süsse,komm, lass uns hinlegen,“ worauf sie sich ohne sich loszulassen zum Bettbewegten. Jana hielt sich noch immer an Clemens fest und hüpfte vorsichtigrückwärts, er umfasste ihren Stumpf und drückte sie mit der anderen Hand ansich heran.

„Ich lasse dich nie wieder los, Süsse,“ sagte Clemens, als er Jana half,sich auf das Bett zu setzen…Am nächsten Morgen war Clemens vor Jana aufgewacht. Er stand vorsichtig aufund ging unter die Dusche. Dann begann er leise in der Küche das Frühstückzu machen, um Jana zu überraschen. „Aufwachen, du Murmeltier,“ sagte er leise, als er mit dem Tablett wiederins Zimmer kam. Der Duft von frischem Kaffee breitete sich gleichmässigaus. Jana blinzelte mit den Augen in die Sonne, die durch das Fenster direkt aufihr Kopfkissen schien.

„Morgen, mein Schatz. Hmm, das ist schön,“ sagte sieleise mit einem Blick auf die Brötchenhälften, den Kaffee und den Saft. Jana schlug ihre Decke zurück und Clemens stellte das Tablett in die Mittedes Bettes. Dann streckte Jana ihren Körper, um erstmal etwas wacher zuwerden, bevor sie sich dann Clemens gegenüber setzte und nach den Saftgriff. „Halt, zuerst bekomme ich aber einen Guten-Morgen-Kuss, oder?“ sagte er. Jana beugte sich zu ihm herüber und erfüllte seinen Wunsch.

Dannfrühstückten sie ausgiebig. Clemens räumte die Küche auf, als Jana unter der Dusche stand. Sie genosses, an diesem Morgen so lange das Wasser auf ihrem Körper spüren zu könnenwie sie wollte, obwohl es sie anstrengte, das Gleichgewicht zu halten, wennsie das Duschbad mit beiden Händen verteilte. Clemens hatte vor einiger Zeit einen Duschhocker gekauft, den Jana sich indie Duschkabine stellen sollte, um im Sitzen duschen zu können. „Ich bin doch keine alte Frau,“ hatte sie gesagt.

Seitdem stand er in derEcke. Sie verbrachte an diesem Morgen länger als gewöhnlich vor dem Spiegel. Obes daran lag, dass Clemens wieder zu Hause war? Jan zog ihr kurzesHauskleid wieder an, weil sie wusste, dass es Clemens besonders gut gefiel,weil es ihre Figur sehr betonte. Ihr nackter Fuss steckte in einem offenenHauslatschen. „Du bist wunderschön, Schatz,“ sagte er, als Jana zu ihm in die Küche kam. Er nahm ihr die Krücken aus der Hand, stellte sie blitzschnell an die Wandund nahm Jana in die Arme.

Sie tänzelte auf ihrem einen Bein hin und her,um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. „Hoppla, nicht so stürmisch, junger Mann,“ rief sie überrascht. „Wenn man so aussieht wie du, muss man das abkönnen,“ sagte Clemens. Jana sah, dass er schon damit beschäftigt war, einen Salat zu machen. „Ich glaube, wir müssen noch ein wenig einkaufen, ich habe in dieser Wocheallein nicht alles geschafft,“ sagte Jana. Clemens schlug vor, allein einzukaufen, damit Jana sich erholen könne.

„Willst du mich nicht dabei haben?“ fragte sie erstaunt. „Ich hab’s nur gut gemeint, Schatz. Wenn du möchtest, kannst du natürlichgern mitkommen. “„Soll ich die Prothese nehmen? fragte Jana. „Schatz, du weisst doch, dass es mir völlig egal ist, ob du deine Prothesebenutzt oder nicht. Du sollst entscheiden, wie du dich wohler fühlst. “Jana fühlte sich einfach wohler ohne diesen engen Beckenkorb. Nur wenn esihr nicht angebracht erschien, einbeinig irgendwo aufzutreten, legte sieihr Kunstbein an.

Clemens ging schon in die Tiefgarage und holte das Autoheraus. Jana zog sich eine Sandalette an, nachdem sie ihr Hauskleid gegenein Shirt und einen knie-langen Sommerrock getauscht hatte. Nun ging sie Treppen hinunter und stieg zu Clemens ins Auto, der schon vorder Haustür auf sie wartete. Im Supermarkt war es wie jeden Samstag Vormittag sehr belebt. BeimEinkaufen hatte Jana regelmässig das Gefühl, überflüssig zu sein, denn siekonnte weder den Einkaufswagen schieben noch beim eigentlichen Einkauf einebesondere Hilfe sein.

Clemens schob den Wagen durch die langen Regalreihenund füllte ihn mit allen möglichen Sachen. Jana ging hinterher und passteauf, dass Clemens nichts vergass. Manchmal war es ihr schon sehrunangenehm. In solchen Momenten nahm sie sich dann immer wieder vor, beim nächstenEinkauf doch die Prothese zu benutzen, um dann wenigstens die Hände frei zuhaben und den Wagen schieben zu können. ‚Vielleicht werde ich dann auchnicht dauernd angestarrt,‘ dachte sie. Es war wirklich so, dass sie sich imSupermarkt hin und wieder sehr beobachtet fühlte.

Es blieben einfach dieBlicke der Menschen an ihr kleben, wenn sie bemerkten, dass sie nur einBein besass. Und das war ja nun offensichtlich. Ihr fiel wieder der jungeMann von gestern ein. ‚Aber mit Wein kannte er sich wirklich aus,‘ dachtesie. So gern sie mit Clemens unterwegs war, manchmal sehnte sie sich einfachdanach, unsichtbar zu sein. Am Auto legte sie die Krücken gleich auf denRücksitz und hüpfte dann zur Heckklappe, um Clemens beim Verstauen derSachen zu helfen.

„Guck mal, die Frau da,“ hörte sie eine Kinderstimme hinter sich sagen. Jana schaute sich um und sah einen kleine Jungen an der Hand seiner Mutter. Die Frau schaute verlegen weg, als sich ihre Blicke trafen. Schnell zog sieden Kleinen weg. Solche Situationen hatte sie schon oft erlebt. Eigentlich störte undärgerte sie das immer wieder. Sie hatte keine Probleme, ihren Körper so zuzeigen, wie er war. Sie hatte es nach langer Zeit geschafft, einfach zuakzeptieren, dass sie fortan mit nur einem Bein leben musste und vielesdadurch anders war.

Das, was sie am meisten störte, war, dass andere Leutedamit schlechter umgehen konnten, als sie selbst. Am liebsten würde siemanchmal den Rock hoch heben und ihnen ihren Stumpf zeigen. ‚Ja, ich habenur ein Bein, Leute. Jetzt habt ihr es gesehen und nun könnt ihr wieder weggucken. ‘Clemens bemerkte Janas Unsicherheit. „Kinder sind von Natur ausneugierig,“ sagte er nur kurz. Dann schob er den Einkaufswagen weg. Janaschloss die Heckklappe, hüpfte zur Beifahrertür und stieg ein.

Zu Hause angekommen stieg sie aus. Clemens reichte ihr die Krücken und nahmdann den schweren Klappbehälter mit den eingekauften Sachen aus dem Auto,um sie in die Wohnung zu tragen. Jana beeilte sich, die Treppen hinauf zukommen und die Wohnungstür aufzuschliessen. Als Clemens aus der Tiefgarage nach oben kam, sass Jana in der Küche. „Ichmuss mich erstmal ein Bisschen ausruhen. Irgendwie bin ich geschafft,“sagte sie. „War wohl doch zu viel für dich, oder. Die ganze Woche…“„… ohne dich,“ fiel sie Clemens ins„Du kannst dich ja heute den ganzen Tag ausruhen, mein Schatz,“ schlugClemens vor.

„Und dwehrte sich Jana. Sie stand auf und hüpfte zum Küchenschrank herüber, woClemens schon damit beschäftigt war, die eingekauften Sachen einzuräumen. Nach dem Mittag legte sich Jana wirklich auf das breite Futonbett, um sichein wenig auszuruhen. Clemens blieb noch eine Weile in der Küche sitzen, umdie Zeitung zu lesen. Die Sonne schien im in den Nacken. Eigentlich hatteer Lust, bei dem schönen Wetter noch nach draussen zu gehen. Er wollte Janaaber nicht überfordern und gönnte ihr die Ruhe.

Nach einer Weile ging er zu ihr ins Schlafzimmer. Sie lag da und schlieffest. Zum Glück hatte er sie durch das Öffnen der Tür nicht aufgeweckt. Eswar sehr warm im Zimmer. Sie lag auf der rechten Seite und hatte einkleines Kissen vor dem Bauch. Ihre Sachen hatte sie auf dem Stuhl abgelegtund war nur noch mit einem dunkelroten String und den dazu passenden BHbekleidet. Ihr Bein hatte sie angewinkelt und der kurze Stumpf war unterder rechten Pobacke zu sehen.

Clemens blieb am Fussende des Bettes stehenund betrachtet Jana. ‚Wie wunderhübsch sie ist,‘ dachte er. Er konnte sich gerade sobeherrschen, sonst hätte er sofort begonnen, sie zu küssen und zustreicheln. So verliess er das Zimmer wieder, um sie nicht zu stören. Kurz darauf klingelte das Telefon. Clemens beeilte sich, den Höreraufzunehmen, dass es nicht noch einmal klingelte. Sofort erkannte er dieStimme seiner Mutter. Meistens telefonierten sie am Wochenende miteinander,nur war es heute früher als gewöhnlich.

„Wie war deine Dienstreise?“ fragte die Stimme auf der anderen Seite derLeitung. Clemens gab einen Kurzbericht ab und erfuhr dann in allesAusführlichkeit die Neuigkeiten der Woche von seiner Mutter. „Ich wollteeigentlich nur wissen, ob ihr zu Hause seid und ob es euch passt, wenn wirmal kurz vorbei schauen?“ hörte Clemens seine Mutter fragen. Am liebsten hätte er aus Rücksicht auf Jana abgelehnt, tat es dann aberdoch nicht, als er hörte, dass seine Eltern etwas Wichtiges besprechenwollten.

Sie verabredeten, dass sie gegen 15. 30 Uhr da sein würden. Clemens‘ Eltern wohnten eine gute dreiviertel Autostunde entfernt. Alledrei bis vier Wochen sahen sie sich. Manchmal fuhr Clemens auch allein zuihnen hin. Sie konnten immer noch nicht verstehen, wie ihr einziger Sohnsich an eine beinamputierte Frau binden konnte. In der ersten Zeit nachJanas Amputation versuchte besonders Clemens‘ Mutter immer wieder, ihrenSohn davon abzuhalten, bei Jana zu bleiben. „Überlege dir das, Junge, immer mit einer behinderten Frau.

Und Kinderkönnt ihr doch auch nicht haben,“ hatte Clemens noch immer ihre Worte imOhr. Mehr als einmal hatte er seiner Mutter dann erklärt, dass er Jana nochgenau so liebte wie vorher, wenn nicht sogar noch mehr, und es wurde ihrnur ein Bein amputiert, sonst war sie aber noch eine vollständige Frau. Warum sollte sie dann nicht irgendwann Kinder haben? Auch wenn seine Muttersich vielleicht Jana nicht als Mutter vorstellen konnte – Clemens konntedas schon.

Jana war durch das Klingeln des Telefons wach geworden. Noch währendClemens telefonierte, war sie aufgestanden. Sie hatte ihr kurzes Hauskleidwieder angezogen und kam mit ihren Krücken ins Wohnzimmer. Sie stellte siewie immer an die Wand neben der Couch und setzte sich neben Clemens. Während er telefonierte, küsste sie ihn immer wieder an seinem linken Ohr. Clemens schob ihr Kleid ein wenig hoch und streichelte Janas Beinstumpf. Dann rutschte sie zur Seite und legte ihr Bein bei Clemens auf den Schoss.

Dabei war ihr Kleid ganz nach oben gerutscht. Clemens massierte Janas Wadeund ihren Fuss, indem er mit seiner rechten Hand abwechselnd zärtlich unddann wieder fester zugriff. Jana hatte das sehr gern, wenn Clemens siemassierte. „Du hättest deine Eltern ruhig von mir grüssen können,“ sagte sie einbisschen ärgerlich, als Clemens aufgelegt hatte. „Nicht nötig. Du kannst sie nachher persönlich begrüssen. Sie sind gegenhalb vier hier. “Jana nahm ihr Bein von Clemens‘ Schoss. Er merkte, dass es ihr gar nicht sorecht war, ihre zukünftigen Schwiegereltern zu Besuch zu bekommen.

Janawusste natürlich, dass sie in ihren Augen nicht die Traumfrau für ihrenSohn war. Aber sie hatte sich immer diplomatisch verhalten und versucht,trotzdem freundlich zu sein. Auch deshalb, weil sie sich wünschte, dassClemens‘ Eltern genau so mit ihr umgingen und sie vielleicht irgendwanndoch ohne Wenn und Aber akzeptierten. „Schatz, liebst du mich?“ fragte sie Clemens unvermittelt. „Natürlich liebe ich dich, Jana, was für eine Frage. “„Manchmal möchte ich es eben hören, von dir, einfach so,“ sagte sie mitleiser Stimme.

Sie stand auf, zog sich ihr Kleid wieder ein Stückchenrunter und sagte: „Nimm mich in den Arm, halt mich fest, bitte. “„Was ist denn los, Süsse?“ entgegnete Clemens, der Janas Wunsch soforterfüllte. „Ach, weisst du, manchmal habe ich einfach so grosse Angst, dass du michverlässt. Was bin ich schon? Eine einbeinige, behinderte…“Clemens drückte ihr sanft seine Hand auf den Mund. „Du bist meine grosseLiebe, die Frau meines Lebens. Jana, ich liebe dich, das weisst du doch.

Das wird sich nie ändern. “„Ich habe in der letzten Woche wieder so oft nachgedacht. Du bist vielunterwegs und triffst viele Leute, auch Frauen. Clemens, verstehst du meineAngst denn nicht? Du siehst diese Frauen mit den langen Beinen, wie siedahin schreiten, ohne Krücken und ohne Prothese. Und dann kommst du nachHause und siehst mich und das hier!“Jana hüpfte einen Schritt nach hinten, hob den Rock auf der rechten Seitehoch und hielt Clemens ihren nackten Stumpf entgegen.

Clemens war vondieser Situation so überrascht, dass er nicht gleich etwas sagen konnte. Erumarmte Jana erneut. Clemens wusste, dass er es in diesem Moment einfachzulassen musste, dass Jana ihre Emotionen aussprechen durfte. Er küsste sieauf die Wange, bevor sie sich aus seinen Armen löste und nach ihren Krückengriff. „Süsse, bitte, ich liebe dich so wie du bist. Du bist für mich die schönsteFrau auf der Welt. “Er bemerkte, wie Jana ein paar Tränen über das Gesicht liefen, als sie ausdem Zimmer ging.

Clemens liess Jana einfach die Zeit, die sie für sich jetzt brauchte. Nacheiner Weile kam sie wieder zu ihm ins Zimmer. Er sah ihr an, dass sie sichfrisch gemacht hatte. Ihre Haare waren gekämmt, und sie hatte dezent Make-up und einen Lidstrich aufgetragen, genau wie Clemens es mochte. Jana kamzu Clemens, der auf einem Sessel sass, legte die Krücken auf dem Teppich abund setzte sich auf seinen Schoss. „Entschuldige,“ sagte sie. „Ich wollte mich nicht so gehen lassen.

“Clemens streichelte Janas Kopf und lächelte sie nur an. „Ich muss mich fertig machen, deine Eltern können gleich hier sein,“ sagtesie. „Du bist fertig, Schatz. Du siehst fantastisch aus. “„Du weisst doch genau, dass ich mich so nicht sehen lasse,“ entgegnete sieund wackelte mit ihrem Stumpf. Jana hatte immer wieder Hemmungen, sich Clemens‘ Eltern einbeinig zuzeigen. „Sie haben mich doch lieber vollständig, oder?“Daraufhin stand sie auf, nahm die Krücken und verschwand im Schlafzimmer. Clemens begann schon den Tisch für das Kaffeetrinken zu decken.

Jana holte ihre Prothese hinter dem Kleiderschrank hervor. Dann hüpfte sieauf den Flur und holte sich geschlossene Hausschuhe, die sie auch mit derProthese tragen konnte. Sie suchte ein hellblaues T-shirt und eine Blue-Jeans aus und zog sich bis auf String und BH aus. Dann setzte sie sich aufsBett und zog einen blauen Socken über den Fuss der Prothese, bevor siediese in das rechte Hosenbein steckte und den rechten Hausschuh anzog. Danach zog sie den zweiten Socken an und streifte einen Stumpfstrumpf überden kurzen Rest ihres rechten Beins.

Das war notwendig, damit der Stumpf indem Korb der Prothese nicht so sehr schwitzte. Dann stand Jana auf undbegann die Prothese an ihrem Körper zu befestigen. Dazu steckte sie ihrenStumpf in die ausgearbeitet Vertiefung des Beckenkorbs und legte denbreiten Riemen um ihre Hüfte. Nachdem sie diesen geschlossen hatte, schlosssie zwei weitere Befestigungsschnallen, die den Beckenkorb eng um ihreHüfte legte. Dann zog Jana noch einen letzten schmalen Riemen von hintendurch den Schritt und führte ihn in die dafür vorgesehene Schnalle.

Nun hobsie das Prothesenbein kurz an, um den richtigen Sitz zu überprüfen. ZumSchluss zog sie den Strumpf hoch, der die Prothese umschloss. Als Clemensnach ihr schaute um zu fragen, ob sie Hilfe brauchte, hatte sie gerade ihreJeans geschlossen und nach dem T-shirt gegriffen. „So, ich bin komplett,“ sagte sie mir ironischem Unterton. Jana stellte die Krücken hinter den Schrank und ging langsam auf Clemenszu. „Was ich dieses Monstrum hasse… “„Aber hin und wieder solltest du sie tragen, damit du nicht ganz aus derÜbung kommst, Schatz,“ sagte Clemens.

Jana hatte einfach Schwierigkeiten mit dem Kunstbein, weil ihr Stumpf zukurz war um die Prothese damit steuern zu können. Deshalb musste sie denBeckenkorb mit der Hüfte nach vorne führen, wenn sie einen Schritt machenwollte. Damit sie nicht stolperte, was ohnehin sehr häufig passierte, gingsie mit dem linken Fuss auf den Zehenspitzen, wenn sie das Prothesenbeinnach vorne setzte. Das machte ihr Gangbild sehr unnatürlich und unbeholfen. Dazu kam, dass sie mit der Prothese viel langsamer war.

Pünktlich um 15. 30 Uhr klingelten Clemens‘ Eltern an der Wohnungstür…Clemens hatte nicht schlecht gestaunt, als er hörte, warum seine Elterngekommen waren. Er hätte sich vor den Besuch nicht vorstellen können, dasssie es gutheissen würden, wenn Clemens Jana zu einer Familienfeiermitbringen würde. Er hatte im Gegenteil immer das Gefühl, dass sie hofften,er würde sich doch noch von Jana trennen und sich eine Frau suchen, „diemit beiden Beinen fest im Leben steht,“ wie seine Mutter vor langer Zeiteinmal gesagt hatte.

Doch nun waren sie ausdrücklich beide zur Hochzeit vonClemens‘ Cousine in zwei Monaten eingeladen worden. Eine schriftlicheEinladung würde in Kürze folgen. Clemens‘ Eltern schlugen vor, dass siedann zusammen hinfahren könnten, auch wegen der weiten Fahrt. Jana hattedie ganze Zeit zugehört und wusste nicht recht, ob sie sich freuen sollte. Irgendwann sagte Clemens „Ich freue mich für Iris. Es ist eine Ewigkeither, als ich sie zum letzten Mal gesehen habe. Und dann auch noch Hochzeitzu feiern ist einfach total schön.

“ Dabei sah er Jana liebevoll an undstreichelte ihre Hand. „Und ohne dich wäre ich sowieso nicht hin gefahren. “„Das ist doch klar, dass Jana als deine zukünftige Frau dazu gehört, oder?Da könnt ihr schon mal üben und vielleicht könnt ihr euch auch wasabgucken,“ sagte Clemens‘ Vater. „Ich weiss gar nicht, was ich denken soll, Schatz,“ sagte Jana, als Clemenswieder ins Zimmer kam, nachdem er seine Eltern nach unten zum Autobegleitet hatte. „Wieso, ich freue mich auf die Hochzeit,“ antwortete Clemens und setztesich zu ihr auf die Couch.

„Auf welche?“ scherzte Jana. „Auf beide, Süsse. Wir können ja die Hochzeitsnacht schon mal üben,“flüsterte er ihr ins Ohr. „Mal im Ernst, Clemens. Ich habe deine Eltern heute irgendwie nicht wiedererkannt. Und andererseits, willst du mich wirklich mitnehmen zu deinerganzen Verwandtschaft?“„Ich denke, sie haben gemerkt, das es uns beiden Ernst ist. Und Iris hatsie angerufen und gefragt, ob ich dich mitbringen würde. Da haben sie ihrgesagt, dass sie herfahren und die Einladung übermitteln werden.

“ Clemensbemerkte Janas Unsicherheit. Dann sagte sie: „Na ja, irgendwann muss es ja mal sein, dass du michvorzeigst. Und wenn dann alle genug gesehen haben, ist es ja auchgeschafft. “„Sie werden sehen, wie wunderschön du bist, mein Schatz. Und wenn sie dicheben länger anschauen möchten, so wirst du das auch überstehen, oder wasmeinst du?“Jana schaute Clemens nur an und küsste ihn dann sanft auf den Mund. „Dubist so süss, Clemens. “Jana stand auf, ging zur Schlafzimmertür und fragte: „Macht es dir was aus,wenn ich das Bein wieder ablege? Ich habe es lange genug getragen, und esfängt an zu drücken.

“Clemens lächelte sie nur an und sagte dann: „Du weisst, dass ich dieseFrage nicht mag, Schatz. Es ist dein Körper und wenn du dich so nicht wohlfühlst…“Jana war schon im Schlafzimmer verschwunden. Clemens ging in die Küche undfing an aufzuräumen. Eigentlich hatte er Lust, noch etwas zu unternehmen. Die ganze letzte Woche hatte er darauf warten müssen, nur wusste er nicht,ob Jana noch Kraft und Lust hatte, irgendwo hin zu gehen. Clemens war so beschäftigt, dass er gar nicht bemerkte, wie Jana schon eineganze Weile hinter ihm stand und ihn beobachtete.

Sie hatte ihren bequemenHausanzug angezogen. Das überflüssige Hosenbein hatte sie gleich nach denKauf abgeschnitten und umgenäht, das heisst, ihre Mutter hatte das Nähenübernommen, da sie eine kleine elektrische Nähmaschine besitzt. Ihr Stumpfzeichnete sich wie bei einer zweiten Haut ab. Jana mochte es einfach nicht, wenn sie bei Hosen das leere Hosenbein hochschlagen muss. Deshalb trägt sie fast ausschliesslich nur dann Hosen, wennsie die Prothese an hat. Nun stand sie da, auf ihre zwei Krücken gestützt.

„Wenn ich dich nicht hätte,“ sagte Jana nach einer Weile. „Dann hättest du einen anderen,“ konterte Clemens. „Ich will aber keinen anderen, niemals. “ Jana lehnte schnell ihre Krückenan die Wand und hüpfte zwei, drei Schritte zu Clemens herüber. „Nimm michin die Arme,“ sagte sie leise. Clemens umfasste Janas Oberkörper und küsste sie zärtlich auf den Mund. „Lass das Aufräumen sein, Schatz,“ sagte sie. „Wollte ich auch gerade vorschlagen. Mir fällt nämlich auch was Besseresein.

“ Clemens drückte Jana fest an sich heran und schaute in ihre Augen. „Wie fühlst du dich, Süsse?“ fragte er. Jana entgegnete etwas erstaunt: „Wie meinst du das? Wenn du bei mir bist,geht es mir immer gut. “„Wollen wir zu Hause bleiben, oder hast du noch Lust weg zu gehen?“ fragteClemens. „Schatz, ich habe mich gerade umgezogen. Das hätte dir aber auch einbisschen früher einfallen können. “„Na und, dann ziehst du dich eben noch mal um.

Wenn du einen Assistentenbrauchst…“„Spinner,“ lächelte sie ihn an, „das schaffe ich schon allein. Gibst du mirbitte die Krücken?“Clemens reichte sie Jana. „Da bin ich ja gespannt, wohin du mich entführenwillst,“ sagte sie, als sie wieder im Schlafzimmer verschwand. Clemens stellte noch die letzten Sachen weg und ging dann Jana hinterher. „Was hältst du vom Chinesen? fragte er, als er ins Zimmer kam. „Nicht schlecht, waren wir lange nicht. Obwohl ich eigentlich noch garkeinen Hunger habe.

“„Wir können uns ja auch Zeit lassen. Ausserdem ist das Wetter fantastisch. Da kann man einfach nicht zu Hause sitzen. “Es war wirklich ein schöner Spätsommerabend, die Sonne schien einladend insFenster. Jana zog ein rotes T-shirt an, dazu einen Rock, den sie sich voreiniger Zeit gekauft hatte. Sie hatte ihn zwar schon einige Male in derHand, getragen hatte sie ihn jedoch noch nie. Sie fand, dass er für dieArbeit einfach nicht passend war, wegen seiner Kürze.

Aber nun, da sie mitClemens unterwegs sein würde…Clemens zog sich ebenfalls schnell um. Als er Jana ansah, konnte er einfachnicht anders, als ihr ein Kompliment zu machen: „Schatz, weisst dueigentlich, wie toll du aussiehst? Einfach super!“„Nimmst du mich so mit?“ fragte sie und kam auf ihn zu. „Perfekt, Schatz. “ Jana ging hinaus auf den Flur, stellt ihre Krücken abund öffnete den Schuhschrank. Es standen wenige Paare flacher Damenschuhe darin. Das waren die Schuhe,die Jana trug, wenn sie die Prothese benutzte.

Die Mehrzahl der Schuhewaren jedoch linke Einzelexemplare. Seit der Amputation trug Janaüberwiegend flache Schuhe oder solche mit niedrigem Absatz. Trotzdemachtete sie beim Kauf immer darauf, dass der Schuh modisch war, genau so,wie sie das bei ihrer übrigen Kleidung auch tat. Sie griff nach einerschwarzen offenen Sandale mit einem kleinen Absatz und zog sie an. „Fertig, Schatz,“ rief sie, als sie das Riemchen geschlossen hatte. Clemens sah sie begeistert an. Der Rock war wie für sie gemacht, der breiteGürtel betonte ihre schlanke Taille und das rote Shirt passte gut dazu.

‚Jana hat eben Geschmack,‘ dachte er. Auch der Schuh gefiel Clemens. Ermachte Janas Bein noch hübscher, als es ohnehin schon war. Jana stand aufihre Krücken gestützt da und wartete, dass sie gehen konnten. „Hallo, Clemens, ist was? Entschuldige, dass ich die Prothese nicht nocheinmal angezogen habe, aber der ganze Nachmittag hat mir gereicht. “Erst jetzt merkte Clemens, dass er sich förmlich an ihr fest geguckt hatte. „Oder ist der Rock doch etwas zu kurz? fragte Jana unsicher.

„Es ist alles in Ordnung, Schatz. Ich bin nur einfach…“ er holte tiefLuft und küsste Jana, „unendlich verliebt. “ Dann ergriff er dieAutoschlüssel und öffnete die Wohnungstür. „Bitte, my pretty Flamingo,“ sagte er, als Jana an ihm vorbei auf den Flurhinaus ging. Beim China- Restaurant angekommen mussten sie eine Weile nach einemParkplatz suchen. „Unsere Idee scheinen noch andere Leute gehabt zu haben,“ sagte Jana. Clemens half ihr beim Aussteigen. Als Jana sich auf ihren Beifahrersitznach rechts drehte und ihren Fuss auf den Boden setzte, hatte sie schon eineigenartiges Gefühl.

Eigentlich trug sie immer längere Röcke oder Hosen. Nun aber hatte sie Lust gehabt, einen Minirock anzuziehen, der ihreinzelnes Bein so wie sonst nie zur Geltung brachte. Sie mussten eine kurzeStrecke bis zum Restaurant gehen, denn Clemens hatte den Wagen in einerSeitenstrasse geparkt. Es waren an diesem Abend sehr viele Menschen auf den Strassen unterwegs,was bei dem schönen Wetter auch kein Wunder war. Als sie sie denBürgersteig entlang gingen, bemerkten Jana und auch Clemens, wie sich vieleLeute nach Jana umschauten oder sich gegenseitig auf sie aufmerksammachten.

Das war zwar nichts Ungewöhnliches, sie hatte sich irgendwanndamit abgefunden, dass sie es nicht verhindern konnte, doch merkte sie,dass es noch auffälliger war als sonst. „Weisst du jetzt, warum ich den Rock noch nie an hatte?“ fragte sie Clemensfast schüchtern. In diesem Moment bereute sie, ihn angezogen zu haben. „Du siehst fantastisch aus, Schatz,“ antwortet Clemens und legte seinerechte Hand auf Janas rechte Schulter. „Kümmere dich nicht immer um dieLeute. “Das Restaurant war gut besetzt.

Clemens schaute in die Runde, konnte aberkeine freien Plätze entdecken, als die Kellnerin blitzschnell auftauchte:„Guten Abend, entschuldigen, aber heute sehr voll. “ Sie lächelte in diesertypischen freundlichen Art, wie man sie in jedem chinesischen Restaurantfinden kann. Dann sah sie an Jana herunter und sah, dass sie nur ein Beinhatte. Fast erschrocken sagte sie: „Entschuldigen, junge Frau muss sitzen,ein Moment!“ Und schon war sie verschwunden. Wenig später kehrte sie zurückund winkte Jana und Clemens in den hinteren Teil des Restaurants, wo einälteres Ehepaar gerade dabei war zu bezahlen.

Die junge Kellnerin beeiltesich mit dem Abräumen des Tisches, bevor Jana und Clemens sich setzenkonnten. Clemens rückte Jana den Stuhl zurecht, half ihr beim Hinsetzen undstellte dann ihre Krücken in der Garderobe ab, die sich gleich neben ihremTisch befand. Clemens beobachtete, dass eine kleinen Tochter eines jungen Paars Jana vomNebentisch aus interessiert beobachtet hatte. „Warum hat die Frau nur einBein?“ hörte Clemens die Kleine fragen. Die Mutter flüsterte dem Kindeifrig etwas zu, was vermuten liess, dass ihr die Frage des Kindes peinlichwar.

„Willst du der Kleinen die Frage nicht beantworten?“ fragte Clemens Janaleise. Jana zog den Kopf ein und flüsterte: „Unterstehe dich,“ weil sie wusste,dass Clemens am liebsten aufstehen und dem Kind eine Antwort geben würde. Doch in diesen Moment erschien die nette Kellnerin an ihrem Tisch undbrachte zwei Karten. „Geht gut? Sitzen gut?“ fragte sie und lächelte Jana dabei an. „Wir sitzen sehr gut, danke,“ antwortete sie. Sie bestellten Getränke und vertieften sich in die Speisekarten.

Nachdem sie gegessen hatten, sassen Jana und Clemens noch eine Weile beieinem Glas Rotwein. Als die Kellnerin kam um zu fragen, ob sie noch einenWunsch hätten, bezahlte Clemens die Rechnung. „Langsam kann ich nicht mehr sitzen, Schatz. Ich brauche frische Luft,“sagte Jana. „Dann lass uns gehen,“ entgegnete Clemens. Er stand auf, ging zur Garderobe und holte Jana die Krücken. Dann half erihr beim Aufstehen, rückte ihren Stuhl zurecht und folgte ihr, als sie zumAusgang ging.

„Wünsche schönen Abend, und junge Frau alles Gute,“ sagte die Kellnerin miteinem freundlichen Lächeln im Gesicht. „Hast du gehört, sie wünscht mir alles Gute. Ich glaube, sie hat einen ganzschönen Schreck bekommen, als sie gesehen hat, dass ich mich heute alsFlamingo verkleidet habe, meinst du nicht?“Clemens lächelte nur und sah Jana nach, die ihm ein paar Schritte vorausdie Strasse entlang ging. „Schatz, nicht so eilig! Und ausserdem steht das Auto dort. “ Clemens zeigtein die entgegen gesetzte Richtung.

„Lass uns noch ein Stückchen spazieren gehen. Ich mag die Luft heuteAbend. “Clemens staunte nicht schlecht über Jana. „Gibt es hier in der Nähe nicht diesen schönen See mit der Promenade direktam Wasser?“„Ich weiss aber nicht genau, wie weit das von hier ist. Wollen wir nichtdoch lieber das Auto nehmen?“ gab er zu bedenken. „Hörst du bitte auf so zu tun, als ob ich eine alte Frau wäre,“ sagte Janahörbar verärgert, „oder hast du keine Lust mehr?“Nach etwa einer Viertelstunde hatten sie das Seeufer erreicht.

Sie hattennur wenige Leute getroffen, zumeist einsame Jogger oder solche, die ihrenHund ausführten. Die Abendsonne spiegelte sich rot im Wasser. Jana war ohne Pause den Weggegangen. Es schien ihr wirklich gut zu gehen. Clemens bewunderte sie, wiesie in gleichmässigen Bewegungen ihre Krücken aufsetzte und ihr Bein immerwieder noch vorne schwang, um dann ihren Fuss elegant aufzusetzen. Hundertemal wiederholte sich diese gleiche Bewegung, und Jana schien sich dabeinicht sonderlich anstrengen zu müssen. ‚Ich würde das bestimmt nicht schaffen, so lange an Krücken zu gehen,‘dachte Clemens bei sich.

Als ob sie seine Gedanken lesen könnte, sagte sie: „So Schatz, jetzt wäreein wenig ausruhen nicht schlecht. “Jana steuerte auf eine Bank zu, die sich direkt am Ufer des Sees befand. Sie legte ihre Krücken in das Gras und setzte sich. Clemens ging zum Wasserund prüfte die Temperatur. „Schön warm,“ sagte wie nebenbei. Dann setze er sich zu Jana und legteseinen Arm um sie. Jana hatte ihre Sandalette ausgezogen und ihr Bein ausgestreckt. Siebewegte ihre Zehen und sagte: „Ich glaube, ich gehe mal mit dem Fuss insWasser.

“„War wohl doch etwas zu anstrengend, was?“ fragte Clemens besorgt. Jana antwortete nicht, hatte ihre Krücken ergriffen und war schon zumWasser gegangen. „Ist das schön!“ rief sie, als sie im Wasser stand. Sie ging einige Schritte hin und her, bevor sie sich wieder zu Clemenssetzte. „Und was machen wir nun mit dem angebrochenen Abend?“ fragte sie und sahClemens von der Seite an. „Ich wüsste schon was, aber dazu müssten wir jetzt zu Hause sein.

“ Clemenszog Jana zu sich heran und küsste sie. „Und wenn ich nicht mehr bis zu Hause warten kann?“ flüsterte er in ihrOhr. „Spinner,“ hauchte sie zurück. „Aber gleich möchte ich nicht wieder zurückgehen. “Clemens überlegte, ob er allein zum Auto zurück gehen sollte, doch daslehnte Jana ab. „Es tut mir ganz gut, wenn ich nach dem Essen ein bisschen Kalorienverbrauchen kann. “Clemens wusste nicht, wo seine Jana ein einziges Gramm zu viel habensollte.

Nachdem Jana ihren Stumpf ein wenig massiert hatte, zog sie ihren Schuhwieder an, ergriff ihre Krücken, stand auf und sagte: „Ich denke, du hasteine Idee und wir müssen deshalb nach Hause…“„Wie Madame wünschen,“ ulkte er und lief hinterher. Clemens merkte Jana die Anstrengung an, als sie die Treppen zu ihrerWohnung hinauf stieg. Schon im Auto hatte Jana immer wieder ihren Fuss massiert und zugegeben,dass sie es wohl doch ein wenig falsch einschätzt hatte, wie sehr sie derWeg zum See und zurück anstrengen würde.

„Jetzt kann ich wirklich nicht mehr. Ich glaube, ich schaffe nicht mal mehrdie letzten paar Stufen. “„Ich hatte gleich einige Bedenken, Schatz, denn den Weg muss man ja auchimmer wieder zurück,“ sagte Clemens, als er die Wohnungstür auf schloss undJana die Tür aufhielt. Sie steuerte sofort auf die Couch im Wohnzimmer zu und liess sich förmlichfallen. Dann legte sie die Krücken zur Seite und zog sie sich ihren Schuh aus. AlsClemens ins Zimmer kam, lag Jana ausgestreckt da, beide Hände unter demKopf verschränkt.

„Ich bin einfach nur kaputt, Schatz. Und durchgeschwitzt bin ich auch. Aberduschen schaffe ich jetzt nicht, ich kann einfach nicht mehr stehen. “„Ruhe dich aus, Süsse. Möchtest du was trinken oder sonst irgendwas?“fragte Clemens und setzte sich auf das Fussende der Couch. „Oh ja, was zutrinken wäre gut, und ich würde gern meinen Fuss mal insWasser halten. “Clemens ging daraufhin zuerst in die Küche und holte für Jana und für sichein Glas Orangensaft. Dann ging er ins Bad und füllte eine Schüssel mitlauwarmem Wasser.

Als er ins Wohnzimmer zurück kam, sass Jana mit dem Glasin der Hand auf dem Sofa. Den Rock hatte sie ausgezogen und auf den Sesselgelegt. Clemens stellte die Wasserschüssel vor sie auf den Boden und setztesich rechts neben sie. Langsam bewegte Jana ihren Fuss ins Wasser, beugtesich hinunter und massierte ihre Fusssohle, die Ferse und dann jedeneinzelnen Zeh mit beiden Händen. „Das tut gut,“ sagte sie mehrmals nacheinander. Dann lehnte sie sich nacheiner Weile zurück.

Noch immer bewegte sie ihre Zehen im Wasser, nahm den Fuss hoch, um ihndann wieder ins Wasser zurück zu stellen. Clemens hatte sich zu Janaherumgedreht und streichelte sie am Hals und an der rechten Wange. „Holst du mir bitte noch ein Handtuch?“ fragte sie leise. Clemens stand sofort auf, lief ins Bad und kam mit einen blauen Handtuchzurück. Jana trocknete ihren Fuss ab, stellte die Schüssel etwas zur Seite unddrehte sich dann Clemens zu, der sich wieder zu ihr gesetzt hatte.

Sielegte ihren Fuss auf seinen Schoss und schob ihre Hände unter ihren kurzenrechten Beinstumpf. Mit den Daumen massierte sie die Vorderseite desStumpfes, besonders die Narbe, die sich gleichmässig und halb rund um denStumpf herum zog. Clemens streichelte und küsste Janas Fuss, indem er ihn mit der rechtenHand hoch hob, sodass er mühelos seine Zärtlichkeiten verteilen konnte. Ertat das sehr gern, es erregte ihn förmlich, Janas Fuss zu liebkosen; erwusste aber auch, dass Jana das ebenfalls sehr mochte.

„Möchtest du noch ein Gläschen Wein, Süsse?“ fragte Clemens. „Ich glaube, wenn ich jetzt nur einen einzigen Tropfen Alkohol trinke,schlafe ich auf der Stelle ein. “ Jana drehte sich auf dem Sofa um undlehnte sich an Clemens, der sie liebevoll in seine Arme nahm. Zwischenzeitlich war es dunkel geworden. Clemens stand auf und brachte dieSchüssel mit dem Wasser ins Bad, schüttete es aus und räumte die Schüsselwieder an seinen Platz. Er hörte, dass Jana die Tür zum Balkon öffnete.

Siehatte ihre Krücken genommen und war hinaus gegangen. „Die Luft ist immer noch so angenehm, findest du nicht?“ fragte sie, alsClemens zu ihr kam. Jana lehnte rückwärts am Balkongeländer, die Krücken inder Hand, barfuss. „Es ist wunderschön hier draussen,“ sagte Clemens leise. Sie schauten noch eine Weile in die Dunkelheit, bevor sie hinein gingen. Jana ging ins Schlafzimmer, stellte die Krücken ab, setzte sich auf ihrBett und zog sich das T- Shirt über den Kopf.

Dann öffnete sie ihren BH undliess ihn über die Arme gleiten. Jana entschloss sich, trotzdem sie sichschlapp und müde fühlte, duschen zu gehen. Sie stand auf und merkte, dassnicht nur ihr Fuss und das Bein, sondern auch ihr linkes Hüftgelenk wehtat. Auch die Schultern und Oberarme meldeten sich, als ob sie sagenwollten: ‚War ganz schön viel heute. ‘Als sie über den Flur zum Badezimmer ging, rief sie Clemens, der mit derZeitung noch im Wohnzimmer sass, zu: „Ich glaube, dass ich mich morgen vorlauter Muskelkater nicht mehr bewegen kann, Schatz.

Zum Glück ist morgenSonntag. “Clemens legte die Zeitung beiseite und folgte Jana ins Badezimmer. Janahatte die Krücken schon in die Ecke neben den Einstieg in die Duschkabinegestellt und stand auf ihrem einen Bein vor Clemens. „Willst du doch noch duschen, Schatz?“ fragte er, weil er sah, dass sie dieTür zur Dusche schon geöffnet hatte. Jana zog sich den Tanga runter, liess ihn an ihrem Unterschenkel bis aufden Boden gleiten und machte dann einen kleinen Hüpfer nach hinten.

„Ichfühle mich so nicht wohl, so verschwitzt wie ich bin. “Dann half Clemens ihr in die Duschkabine zu hüpfen und schloss von aussendie Tür. Jana drehte das Wasser auf und setzte sich auf den Duschhocker. Clemens hatte in der Zwischenzeit die Betten zurecht gemacht. Als er in dieDusche zurück kam, stand Jana schon am Waschbecken und föhnte sich dieHaare. Sie stützte sich mit ihrem kleinen Stumpf am Rand des Waschbeckensab, wie sie es immer machte, um sicherer zu stehen.

„Cremst du mich bitte schon auf dem Rücken ein, Schatz?“ fragte Sie betontlaut, um das Geräusch des Föhns zu übertönen. Clemens nahm die Lotion, die Jana ihm hinhielt und verteilte sie auf ihremRücken. Dann zog er seinen Slip aus und stieg schnell in die Dusche. Clemens kam genau aus der Dusche, als Jana den Föhn ausschaltete. Clemenstrocknete sich ab, Jana half ihm beim Rücken. Die Haare rubbelte Clemensimmer nur mit einen Handtuch ab, was Jana jedes Mal wieder neu amüsierte.

Als er fertig war, hielt Jana ihm wieder die Flasche mit der Lotion hin:„Ich glaube, du bist noch nicht fertig,“ sagte sie, hüpfte zu dem Hocker,der in der Ecke des Badezimmers stand, setzte sich hin und streckte Clemensihre nackten Brüste entgegen. Er verteilte die Creme in seinen Händen und begann sie auf Janas Haut zuverteilen. Als er ihre Brüste zärtlich massierte, schloss sie die Augen. Sie streckte ihr Bein aus, spreizte ihre Zehen und spannte ihren Beinstumpfan, so dass er eine ungewöhnliche, spitze Form hatte.

Jana fühlte mit ihrer linken Hand nach Clemens‘ Penis, bemerkte, dass aucher schon sehr erregt war, und begann ihn langsam zu massieren. „Hattest duvorhin am See nicht noch eine Idee, warum wir schnell nach Hause mussten?“flüsterte Jana hintergründig. Sie stand auf, zog Clemens ganz nah an sichheran und legte ihre Arme auf seine Schultern. „Ich weiss ja nicht, ob du noch Lust hast, Schatz. Ich dachte vorhin, duwolltest nur noch ins Bett und schlafen.

“Jana hüpfte mit ihrem Fuss zwischen Clemens‘ Füsse, tänzelte ein wenig aufder Stelle, bis sie ihr Gleichgewicht gefunden hatte. Dann schmiegte siesich noch mehr an Clemens heran und wackelte mit ihrem Stumpf hin und her,so dass sie Clemens‘ linken Oberschenkel damit streichelte. „Ich denke,dass ich mich schon wieder ausreichend erholt habe. Die Dusche war gut undnötig. “ Sie küsste Clemens mehrmals zärtlich auf den Mund, bis daraus einlanger, leidenschaftlicher Kuss wurde. Während des Kusses glitt Janas Hand an Clemens herunter, bis sie sein Gliederreichte, welches sich steif und hart anfühlte.

Jana streichelte Clemensimmer wieder abwechselnd zärtlich zwischen den Beinen und massierte dannmit festerem Griff seinen Penis. Clemens verlor fast den Verstand. Wie ofthatte er in der vergangenen Woche während seiner Dienstreise davongeträumt…Jana hielt sich jetzt wieder mit beiden Händen an Clemens‘ Schultern fest. Sie hatte ihren Stumpf angehoben und Clemens umfasste ihn mit seiner linkenHand. Dabei glitt er mit seiner Zunge über ihren Hals. „Uh, mir wird kalt. Schau mal meine Gänsehaut,“ sagte Jana und zeigte aufihren Arm.

„Komm, Schatz, lass mich nicht mehr warten,“ hauchte sie in seinOhr und spreizte den kleinen Rest ihres rechten Beins weit nach aussen, so,als wollte sie die Beine spreizen. Clemens verstand das Zeichen: „Wollen wir nicht ins Bett gehen, Süsse? Dukannst doch bestimmt nicht mehr stehen, oder?“ fragte Clemens besorgt. „Du weisst doch, dass ich es so am liebsten mag. Daran hat sich noch immernichts geändert,“ flüsterte sie in sein Ohr. „Nun mach schon, ich kannschon noch stehen.

“Clemens erfüllte Janas Wunsch und drang langsam von vorn in sie ein. Erging dabei etwas in die Knie und hielt immer noch ihren Stumpf in derlinken Hand. Jana hielt sich an seinen Schultern fest und Clemens drücktemit seiner rechten Hand fest gegen ihren Po. So hatte er das Gefühl, dasssie sicher stehen konnte. Clemens erinnerte sich, dass Jana diese Stellungvon je her am liebsten mochte. Daran hatte sich bis heute nichts geändert,im Gegenteil. Jana und auch Clemens meinten, dass es sogar durch JanasEinbeinigkeit noch mehr Spass machte.

Doch hatte er immer wieder diesesschlechte Gewissen, dass es sie doch zu sehr anstrengen könnte. Clemenshatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als Jana sich plötzlichlöste, einen Schritt zurück hüpfte und sich dann umdrehte. Mit zwei, dreiweiteren Hüpfern auf ihrem einen Bein war sie an der Badewanne. Sie beugtesich herunter und hielt sich mit beiden Händen am Rand der Wanne fest. Clemens konnte vor Erregung Janas Anblick von hinten kaum ertragen. Siespreizte ihren kleinen Stumpf wieder nach aussen ab, so dass Clemenseinfach in sie eindringen konnte.

Er umfasste von hinten ihre Brüste, Janawippte auf ihrem Bein auf und ab, so dass Clemens seinen schnellen Orgasmusnicht verhindern konnte. „Ich hätte noch ewig weiter machen können, Schatz,“ sagte Jana, als Clemensihr nach dem Waschen wieder aus der Dusche half. Er hielt ihr die Krücken hin und ging dann selbst schnell noch in dieDuschkabine, bevor er Jana ins Schlafzimmer folgte. Sie hatte das Fensterauf Kippstellung gebracht und lag in einem kurzen Schlaf-shirt ohne Deckeauf dem Bett.

Die Krücken lehnten wie immer am Kopfende an der Wand. Clemens zog sich schnell die kurze Hose seines Schlafanzugs an und legtesich links neben Jana auf das Bett. Sie drehte sich zu ihm und kuscheltesich an. Dazu legte sie ihren rechten Arm auf seine Brust, ihren Kopf auf seinerechte Schulter. Ihr Bein hielt sie ausgestreckt und der Stumpf lag aufClemens‘ rechtem Oberschenkel. So konnte er ihn bequem streicheln, was Janasehr gern hatte. Nach einer kurzen Weile merkte Clemens, dass Janas Atmensehr gleichmässig geworden war.

Sie war ohne ein weiteres Worteingeschlafen. ‚Kein Wunder, nach diesem Tag. Schlaf schön und träume was Süsses,‘ dachteClemens und küsste sie sanft auf die Stirn. Clemens schlief an diesem Sonntagmorgen ungewöhnlich lange. Plötzlich wurdeer von einem lauten Geräusch geweckt. Schlagartig war er hellwach. Sofortbemerkte er, dass Jana nicht mehr neben ihm im Bett war. Ihre Bettdecke warzurück geschlagen, die Tür geschlossen. ‚Ich muss geschlafen haben wie ein Stein,‘ dachte er, ’normalerweise höreich immer, wenn sie vor mir aufsteht.

‘In diesem Moment vernahm er vom Flur her ein ihm bekanntes Geräusch: Janahüpfte an der Schlafzimmertür vorbei, dann öffnete sie die Tür zum Bad. Schnell sprang Clemens aus dem Bett. Als er auf den Flur trat, holte Janagerade Besen und Kehrschaufel aus dem kleinen Schrank, der hinter derBadetür stand. „Morgen, Schatz,“ sagte er noch etwas verschlafen. Jana hüpfte ihm entgegen. „Guten Morgen, du Langschläfer. Ich wollte unsein schönes Frühstück im Bett machen, aber ich habe erstmal einen unsererschönen Kaffeebecher runter geschmissen.

“ Ihr war der Ärger darüberanzusehen. „Es gibt Schlimmeres. Komm, ich helfe dir,“ sagte Clemens, nahm ihr Besenund Kehrschaufel aus der Hand und ging in die Küche, um die Scherbenwegzufegen. „Und ausserdem bringen Scherben Glück. “Jana war kurz ins Schlafzimmer gehüpft, hatte das Fenster geöffnet undgriff nun nach ihren Krücken. Sie hatte sie vorhin stehen lassen, weilmanchmal wenn sie nach ihnen griff, die Aluminiumrohre gegeneinanderschlugen und sie Clemens dadurch nicht wecken wollte. Als sie wieder in dieKüche kam, war er gerade mit der Beseitigung der Scherben fertig.

Jana stand auf ihre Krücken gestützt in der Tür und sagte: „Trotzdem ärgereich mich, ich fand die beiden Becher immer so schön. Einer allein wirktauch nicht. “Clemens blickte Jana an. Sie war nur mit einem weiten, etwas längerem T-shirt bekleidet. Barfuss stand sie auf den Fliesen, ihr Stumpf schauteunter dem Saum hervor. Clemens bemerkte schnell, dass es ihr heute morgennicht so gut zu gehen schien. Deshalb sagte er: „Setze dich, Schatz. Ich mache das Frühstück und dannmachen wir es uns noch gemütlich.

“Ohne Widerstand setzte sich Jana auf einen der Küchenstühle, nachdem siedie Krücken an die Wand gelehnt hatte, obwohl es sonst gar nicht ihre Artwar. „Ich bin schon ein wenig matt, heute morgen. Und geschlafen habe ich auchnicht sehr gut,“ sagte sie nach einer Weile. „Ich habe das schon bemerkt, Schatz. Deshalb wirst du dich heute auchausruhen. Der Kilometermarsch von gestern Abend steckt uns beiden in denKnochen. “„Das kannst du laut sagen. Ich glaube, so einen ausgedehnten Marsch anKrücken habe ich noch nie gemacht.

Ich merke jeden Knochen und jedenMuskel, glaub ich. Trotzdem hat es mir gefallen, mit dir zum See zuspazieren. “Clemens lächelte Jana an. „Es war wunderschön, Süsse. “Die Zeit bis zum Mittag verging wie im Fluge. Sie hatten sich für diesenSonntag nichts vorgenommen und genossen das Frühstück ausgiebig. Danachlagen sie noch im Bett und kuschelten. „Würdest du mich ganz vorsichtig massieren?“ fragte Jana nach einer Weile. „Wenn du wüsstest, wie gern ich das tue,“ antwortete Clemens, der sichschon in Position gesetzt hatte.

„Aber wirklich nur ganz vorsichtig, sonst sterbe ich. “Jana drehte sich auf den Bauch und Clemens begann sehr behutsam, ihrenRücken zu bearbeiten. An ihren Reaktionen merkte er, wann er die richtigenStellen gefunden hatte. Dann massierte er ihre Hüften, bevor er sich dannJanas Bein zuwendete. „Autsch, meine Wade,“ meldete sie sich. Clemens nahm daraufhin ihren Unterschenkel hoch und küsste zärtlich ihrenzierlichen Fuss. Nacheinander massierte er dann jeden ihrer fünf Zehen mitDaumen und Zeigefinger seiner rechten Hand.

Die folgende Woche verging sehr schnell. Clemens hatte in seiner Firma stramm zu tun, einiges an Arbeit war währendseiner Abwesenheit liegen geblieben. Auch Jana war in ihrem Büro sehrangespannt. Eine Kollegin war krank geworden, was sie sofort durch vielmehr Schreibarbeit auf ihrem Tisch zu spüren bekam. Am Freitag Nachmittag holte Clemens sie im Büro ab. Wie verabredet klopfteer gegen 15. 00 Uhr kurz an die Tür und trat ein. Jana stand gerade an einem der Aktenschränke und sortierte Papiere in dieOrdner.

„Ich bin gleich soweit,“ sagte sie, als sie Clemens durch die Türkommen sah. „Es reicht auch für heute, gut, dass du da bist. “ Jana ging zumSchreibtisch zurück und packte ihre Sachen in die Schubladen. In kurzerZeit war der Schreibtisch aufgeräumt und bereit für das Wochenende. Janagriff nach ihrer Handtasche und dem Schlüsselbund und ging zur Tür, an derClemens bis jetzt gewartet hatte. Sie küsste ihn sanft auf den Mund. „Wie war dein Tag?“ fragte sie.

Clemens krause Stirn sagte alles. „Lass uns ans Wochenende denken,“ sagte er nur kurz. Jana schloss die Bürotür ab und rief ein „Tschüss und ein schönesWochenende!“ in das Nachbarbüro. Dann nahm sie Clemens‘ linken Arm und siegingen den langen Flur in Richtung Ausgang entlang. Jana hatte in dieser Woche jeden Tag zur Arbeit die Prothese benutzt, wassie sonst so regelmässig nicht tat. Aber die körperliche Anstrengung deslangen Spazierganges am vergangenen Wochenende hatte sie lange gespürt.

Umdie einseitige Belastung ihrer Wirbelsäule zu vermeiden und den Muskelkaterzu bekämpfen, legte sie jeden Morgen tapfer die Prothese an. Doch nunmerkte sie doch die intensive Beanspruchung des Stumpfes. „Wollen wir gleich einkaufen, Schatz?“ fragte Clemens, als sie im Autosassen. „Mir wäre es lieber, wenn wir das morgen Vormittag machen könnten. “Clemens spürte, dass Jana schnell nach Hause wollte. „Sonst kann ichnachher auch allein noch mal losfahren,“ sagte er. Jana widersprach nicht. Als Clemens mit den Einkaufstüten nach Hause kam, sass Jana im Badezimmerund pflegte ihren Beinstumpf.

Sie hatte gleich nachdem Clemens zumEinkaufen gefahren war, im Schlafzimmer die Prothese ausgezogen, war insBad gehüpft und hatte kurz geduscht. Nach dem Abtrocknen betrachtete sie ihren Sumpf. Er hatte Rötungen undDruckstellen. Deshalb behandelte Jana ihn mit einer Salbe, die sie langsammit beiden Händen verteilte. Dann stand sie auf, nahm ihre Sachen in die Hand und hüpfte den Flurentlang zum Schlafzimmer. Als Clemens sie hörte, stellte er sich in die Küchentür. „Hallo Schatz, dabin ich wieder.

Ich hoffe ich habe nichts vergessen. „Warst du schonduschen?“ fragte er, als er sah, dass Jana unbekleidet war. „Ja, war ich. Jetzt fühle ich mich besser. “Clemens nahm Jana in den Arm und berührte dann mit beiden Händen ihreBrüste. „Na, na, warst du nicht gerade beim Auspacken?“ fragte Jana mit einemgeheimnisvollen Tonfall in ihrer Stimme. „Unwichtiges kann warten,“ antwortete Clemens. Seine linke Hand glitt überJanas Hüfte hinab zu ihrem Stumpf, den sie etwas nach vorne angehobenhatte.

Als sie die Berührung spürte, zog sie ihn ruckartig zurück. „Entschuldige,aber ich habe ihn etwas wund gelaufen. Die Salbe ist noch nicht ganzeingezogen. “ Dann verschwand sie im Schlafzimmer. Wenig später war Clemens mit dem Auspacken und Verstauen der eingekauftenSachen fertig. Jana trat fast zeitgleich aus dem Schlafzimmer. Sie hattesich ein weisses T-shirt und einen längeren Sommerrock angezogen. Barfussund auf ihre beiden Krücken gestützt stand sie vor ihm. Man konnte durchden dünnen bunten Stoff ihr langes gerades Bein und den kurzen Rest ihresrechten Beins deutlich erkennen.

Jana ging durch das Wohnzimmer zurBalkontür, nahm die rechte Krücke mit in die linke Hand und öffnete dieTür. „Bringst du mir einen kleinen Schluck zu trinken mit, am bestenOrangen-Saft,“ rief sie nach hinten. Wenig später stand Clemens mit zwei Gläsern in der Hand auf dem Balkon. Jana sass auf einem Campingsessel aus weissem Kunststoff, ihr Bein lag aufeinem Hocker aus dem gleichen Material. Clemens hielt Jana das eine Glashin und setzte sich ihr gegenüber.

„Ein bisschen mehr hätte es ruhig sein können,“ sagte sie, als sie in ihrGlas schaute. Clemens hatte wirklich nur sehr wenig eingegossen. Sein Glasdagegen war bis zum Rand gefüllt. „Du wolltest einen ‚kleinen Schluck‘. Und den habe ich dir gebracht, ganznach Wunsch,“ lächelte Clemens. Er goss Jana die Hälfte seines Saftes inihr Glas. „Wenn du noch mehr möchtest, sage Bescheid. “ Dann rückte er mitseinem Stuhl näher an Jana heran und begann ihren Fuss zu streicheln.

„Mach ruhig etwas fester, das tut gut,“ sagte sie leise. Jana griff nach der Zeitung, die auf den Tisch vor ihnen lag. „Du Schatz,ab diesem Wochenende kommt der neue Film mit Julia Roberts im Kino. Hast duLust?“„Ja schon, aber nicht heute. “„Morgen vielleicht, heute ist es eh schon zu spät…“„… und du wolltest dich ausruhen,“ gab Clemens zu bedenken. Jana lächelte ihn an. „Du hast Recht, Schatz. “ Sie lehnte sich zurück,streckte ihr Bein und ihren nackten Fuss aus, wackelte mit den Zehen undzog den Rock soweit hoch, dass ihr Stumpf zum Vorschein kam.

Dann hob sieihn mit beiden Händen an, beugte sich nach vorn und schaute auf die Kuppedes Stumpfes, auf der in halbrunder Form die gerötete Narbe deutlicher alssonst zu erkennen war. „Tut es noch immer weh, Schatz?“ fragte Clemens. „Nur, wenn ich anfasse. Das wird wohl ein paar Tage dauern. “Jana zeichnete mit dem Mittelfinger den Verlauf der Narbe nach und legtedann den Stumpf langsam auf den Stuhl zurück, bevor sie das Kleid wiederdarüber legte.

Es war eine sehr laue Nacht, und Jana und Clemens hatten noch recht langeauf dem Balkon gesessen und den Sternenhimmel angeschaut. Dieses Wetter warsehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit, denn der Sommer war eigentlichschon vorüber. Am Samstagvormittag sassen sie lange beim Frühstück undunterhielten sich über Clemens‘ neues Forschungsprojekt, welches in dernächsten Woche anlaufen sollte. Das bedeutete, dass er wohl so manchenAbend erst spät zu Hause sein würde. Plötzlich klingelte das Telefon. „Meine Mutter,“ sagte Jana.

Sie war schon aufgestanden und hüpfte um denTisch herum, wobei sie sich mit der rechten Hand an den Stühlen abstützte. „Jana Grohmann, hallo,“ meldete sie sich. „Oh, Heike, mit dir habe ichjetzt natürlich nicht gerechnet. Grüss dich. “Heike war Janas beste Freundin. Allerdings hatten die beiden in letzterZeit nur noch sehr wenig Kontakt. Das lag daran, dass Heike etwa 150 kmentfernt wohnte. Ein weiterer Grund war jedoch auch ihre Unsicherheit Janagegenüber. Nachdem ihr das Bein amputiert worden war, hatte Heike sieeinmal besucht, kurz nachdem Jana aus der Reha entlassen worden war.

Heike hatte grosse Probleme damit, normal mit ihr umzugehen. Ihr war dieUnsicherheit deutlich anzumerken. Jana war dieser Besuch noch in guterErinnerung. Danach hatte sie zwar noch einige Male angerufen, zu weiterenBesuchen war es jedoch bis jetzt nicht gekommen, obwohl Jana ihr immerwieder versuchte klar zu machen, dass sie nicht krank sei. Clemens räumte das Geschirr in die Küche, während Jana am Telefon stand undsich merklich über den Anruf ihrer Freundin freute. Nachdem sie eine Weileauf ihrem einen Bein gestanden hatte, legte sie ihren Stumpf auf dem Randdes Sideboards ab, auf dem das Telefon stand.

So konnte sie bequemer stehenund das Bein davon entlasten, ihr gesamtes Körpergewicht zu tragen. Clemenshatte in der Zeit die Küche aufgeräumt. Nach einer Weile kam Jana aus dem Wohnzimmer über den Flur gehüpft undblieb in der Küchentür stehen. Sie stützte sich dabei mit beiden Händen amTürrahmen ab. „Ich soll dich herzlich grüssen, unbekannterweise,“ sagteJana. „Heike hat nach ihrem Reinfall einen neuen Freund. Weisst du noch,der von damals. Ich hatte es dir doch erzählt, der Typ, der sie mit ihrerKollegin…“Jana bemerkte, dass Clemens keine Ahnung hatte, und ihn das auch nichtsonderlich zu interessieren schien.

„Naja, auch egal, auf jeden Fall kommen die beiden uns morgen Nachmittagbesuchen. Ich habe Heike seit Ewigkeiten nicht gesehen. “„Aha. Na, dann lerne ich ja deine Heike auch endlich kennen. “„Das Problem ist nur, dass ich wieder die Prothese nicht anhaben werden,wie damals. Heike konnte einfach nicht damit umgehen, dass ich im wahrstenSinne des Wortes einbeinig war. Sie war total geschockt, obwohl sie jawusste, dass ich amputiert worden war. “„Aber sicher ist das doch etwas anderes, wenn man seine beste Freundin dannin Natura an Krücken mit nur einem Bein sieht, kann ich mir wenigstensvorstellen,“ gab Clemens zu bedenken.

Jana hüpfte ein paar Schritte weiter in die Küche hinein und legte beideHände auf Clemens‘ Schultern: „Mein schlauer Schatz. Was würde ich wohlohne dich machen,“ witzelte sie. „Das wird die arme Heike morgen nocheinmal ertragen müssen, denn die Prothese bleibt weg. “ Dabei strich siesanft mit der rechten Hand über ihren Stumpf. Gegen 17 Uhr verliessen sie an diesem Samstag die Wohnung, um ihremLieblingskaffee noch einen kleinen Besuch abzustatten und dann ins Kino zugehen.

Jana hatte ihren Sommerrock an, dazu eine offene Sandalette, dieihren hübschen Fuss sehr gut zur Geltung brachte. Oben trug sie eine rote Bluse; Clemens hatte noch eine Pullovermitgenommen, falls es nach dem Kinobesuch nicht mehr so warm sein sollte. Sie parkten das Auto gegenüber des Cafés und nahmen an einem Tisch auf derTerrasse platz. Es waren nur wenige Gäste da, draussen waren Jana undClemens sogar die einzigen. Nach einer knappen Stunde verliessen sie dasRestaurant.

Als Clemens über die Strasse zum Auto ging, rief Jana ihmhinterher: „Lass uns zu Fuss gehen, Schatz, das Wetter ist noch so schön. “Clemens schaute Jana verwundert an. „Komm schon, so weit ist es doch nicht,“ sagte Jana, als sie seine Reaktionbemerkte. „Nicht dass du dich wieder überanstrengst,“ entgegnete er nicht ohne Sorge. Dann ging er Jana nach, die sich schon einige Meter entfernt hatte. Nach wenigen Minuten bogen sie in die Einkaufstrasse ein, an deren Endesich das Kino befand, in das sie gehen wollte.

„Hoffentlich gibt’s noch Karten,“ sagte Clemens. Immer wieder erregte Jana Aufsehen bei Passanten, die sie mit den Augenverschlangen oder verlegen weg schauten oder sich nach ihr umdrehten, wiesie mit schnellen, gleichmässigen Bewegungen mit ihren Krücken und demeinen Bein neben Clemens die Strasse entlang ging. „Ich bin mal wieder sehr interessant,“ sagte sie leise. „Kein Wunder, mein Schatz, so wie du aussiehst. Da würde ich auchhinschauen, das sieht man nicht alle Tage. “Clemens fasste Jana an den linken Arm: “ Warte mal!“Jana blieb ruckartig stehen und schaute an sich herunter, als ob etwasnicht in Ordnung wäre, doch Clemens war schon vor sie getreten und küsstesie zärtlich auf den Mund.

„Jetzt gucken die Leute noch mehr; ich liebe dich, mein Schatz. “„Spinner,“ sagte sie etwas verstört und setzte beide Krücken gleichzeitignach vorn, bevor sie mit ihrem linken Bein hindurch schwang. Am Kinoeingang angekommen hielt Clemens Jana die Tür auf, so dass siemühelos hindurch gehen konnte. Um zu den Kassen zu gelangen mussten sieeine breite Treppe hinauf gehen. Von unten sahen sie schon, dass sehr viele Menschen dort an standen. Janasetzte ihren Fuss Stufe für Stufe nach oben, bevor sie dann die Krückennachzog.

Clemens ging links von. Er hatte seine rechte Hand an ihrem Rückenund beobachtete genau Janas Bewegungen. „Geht es, mein Schatz?“, fragte er, nachdem sie die Treppe zur Hälftebewältigt hatten. „Ist ja gleich geschafft,“ antwortete Jana. Als sie nach oben blickte, bemerkte sie, wie einige junge Leute sichgegenseitig auf sie aufmerksam machten. Nacheinander drehten sie sich umund schauten Jana zu, wie sie sich die letzten Stufen hoch kämpfte. Clemensstellte sich sofort an das Ende einer der Schlangen, um die Karten zukaufen.

Jana ging indessen etwas abseits und lehnte sich in der Nähe desEinlasses an einen Raumteiler, um sich etwas ausruhen zu können. Als einerder Mitarbeiter des Kinos sie sah und bemerkte, dass sie nur ein Beinhatte, kam er zu ihr herüber. „Kann ich ihnen irgendwie helfen?“, fragte der junge Mann freundlich undschaute an Jana herunter. „Danke, aber mein Freund steht nach Karten an,“ antwortete sie. „Ich lasse Sie schon rein, dann können Sie dort warten,“ sagte er unddeutete mit der Hand in die Richtung einer Sitzgruppe.

„Die Idee ist allerdings gut. “Jana schaute zu Clemens und deutete mit dem Kopf an, dass sie schon durchden Einlass gehen wird. Sie lächelte dem jungen Mann dankend zu und setztesich auf einen Ledersessel. Ihre Krücken legte sie neben sich auf den Fussboden. Als Clemens nach einpaar Minuten mit den Karten durch den Einlass kam, griff Jana nach denKrücken, stand auf, und beide gingen zum Kinosaal 3. Auch hier führteneinige Stufen hinauf, bevor man dann eine geneigte Ebene hinunter gehenmusste.

„Heute sind überall nur Rallye-Strecken,“ sagte Jana, als sie den Saalbetrat, der nur zur Hälfte gefüllt war. Clemens sah auf die Karten und zeigte auf die drittletzte Reihe: „Hiermüssen wir rein. “Ein älteres Ehepaar, welches am Rand in dieser Reihe sass, wurde auf sieaufmerksam. „Entschuldigung, dürfen wir mal vorbei?,“ sagte Clemens und bedeutete Jana,voranzugehen. Der Mann schaute auf die Krücken, stand auf, und stellte sich eng an denSitz, um Jana und Clemens durch zu lassen.

Seine Frau erhob sich etwas langsamer, sagte dann aber: „Warten Sie, wirmachen Platz,“ und schob ihren Mann aus der Reihe, so dass Jana ihren Sitzbesser erreichen konnte. Clemens bedankte sich lächelnd im Vorbeigehen und nahm dann Jana dieKrücken ab, die er quer unter ihre beiden Sitze legte. Dann hörte er dieFrau zu ihrem Mann sagen: “ Hast du das denn nicht gesehen?“Der Mann schaute kurz nach links zu Jana. „Was? Die Krücken, ja natürlichhabe ich die gesehen.

“„Die junge Frau hat nur ein Bein, das meine ich. Ich habe sie vorhin schondraussen sitzen sehen. So wäre sie hier nicht durch gekommen. “Wieder schaute der Mann zu Jana herüber, so als ob er überprüfen wollte, obdas auch stimmte, was seine Frau ihm erzählte. Jana tat so, als hätte sie nichts gehört und flüsterte nur in Clemens‘Richtung: „Hast du das auch gesehen?“„Sie hat es aber gut gemeint, Schatz,“ antwortete Clemens leise und legteseine rechte Hand auf Janas Oberschenkel.

Jana war von dem Film ein wenig enttäuscht. „Es war mir zu viel Action, dastehe ich nicht so drauf,“ antwortete sie auf Clemens‘ Frage, während derAbspann lief und sie noch auf ihren Sitzen warteten, bis der grosse Ansturmauf die Ausgänge vorbei waren. Clemens hatte der neue Film sehr gutgefallen. „Das nächste mal gehen wir wieder in eine Liebesromanze,“ sagte er undlächelte Jana von der Seite an. „Ich glaube, wir können gehen,“ sagte sie. “ Gibst du mir bitte meineKrücken, Schatz?“Clemens griff unter die Sitze, stand auf und hielt Jana die Krücken hin.

Der Kinosaal war schon fast leer, als die beiden auf den Flur hinaus unddann den Gang entlang in Richtung Ausgang gingen. Im Foyer war es sehr voll, so dass es Jana einige Mühe bereitete, zumAusgang zu gelangen. „Entschuldigung, dürfte ich bitte mal durch,“ sagte sie einige Male undspürte dann immer wieder die Blicke, wenn die Leute erkannten, dass derGrund für die Krücken ihre Einbeinigkeit war. Als sie den Ausgang erreichten, hielt Clemens wie immer Jana eine der Türenauf: „Das darf doch nicht wahr sein!“ rief er aus.

Im selben Moment sah Jana auch, dass es sehr stark regnete. Viele Leutestanden noch unter dem Vordach und schauten gen Himmel, in der Hoffnung,dass es vielleicht weniger werden würde. „Na toll. Und wir haben nichts mit, weder Schirm noch deinen Pullover. „Das liegt alles schön im Auto,“ ärgerte sich Clemens. „Es wird schon aufhören,“ sagte Jana und ging etwas zur Seite, um sich aneinen der Pfeiler anzulehnen, der das grosse Vordach des Kinoeingangesabstützten. Clemens stellte sich neben sie, nahm ihr die rechte Krücke ab, und Janastützte sich mit ihrer rechten Hand auf seiner Schulter ab.

Hin und wiederwechselte sie ihre Haltung, um nicht durch das Stehen ihren Rücken, ihreHüfte oder ihr Bein zu einseitig zu belasten. Nach etwa einer Viertelstunde zog sich der Himmel noch mehr zu. Zwischenzeitlich war es richtig dunkel geworden, es ging auf 22. 00 Uhr. „Das können wir vergessen. Schau mal,“ sagte Clemens und deutete mit demKopf nach oben. „So ein Mist aber auch, das das Auto so weit weg steht. Ich würde es jaherholen, aber hier in die Fussgängerzone darf ich ja nicht rein.

Du kannstbestimmt nicht mehr stehen, oder?“ fragte er Jana. Sie lächelte nur, schaute an sich herunter und bewegte unter ihrem dünnenRock den Stumpf, so dass er sich genau unter dem Stoff abzeichnete. „Komm, lass uns noch mal reingehen, Da kannst du dich wenigstenshinsetzen. “In den letzten Minuten waren immer mehr der Leute losgelaufen, als siebemerkten, dass der Regen nicht weniger wurde. Drinnen hatte dieSpätvorstellung schon begonnen und das Foyer war leer. „Oh, die letzte Vorstellung hat schon begonnen.

Wollen Sie trotzdem nochrein?“, fragte eine Kassiererin, die als einzige hinter dem langen Tresenstand. „Nein nein, wir waren schon, aber es giesst so stark, dass wir im Momentnicht weg können und meine Freundin müsste sich mal irgendwo hinsetzen. “„Ja natürlich. Kommen Sie,“ sagte die junge Frau und ging vor, um dieAbsperrung zu entfernen, die zu den Kinosälen führte. „Darf ich ihnen noch etwas bringen, einen Orangen-Saft vielleicht?“Jana sagte: „Den würde ich gern nehmen, du auch?“Clemens nickte, und nach einem kurzen Moment war die Jjnge Frau mit zweiSäften wieder da.

Jana hatte wieder auf dem selben Sessel Platz genommen, auf dem sie schonvor dem Film gewartet hatte. Nachdem sie ihr Glas halb ausgetrunken hatte, zog sie ihre Sandalette ausund stellte ihren Fuss auf den weichen Bodenbelag. Sie beugte ihre Zehenimmer wieder abwechselnd nach oben und krallte sie dann in den Teppich. „Tut dir dein Fuss weh, Schatz?“, fragte Clemens. „Ich muss nur mal aus dem Schuh. “ Dann trank sie den Rest des Orangen-Saftes aus.

Clemens tat das gleiche und brachte dann die leeren Gläser an den Tresenzurück, wo die Frau noch immer beim Aufräumen war. „Das sieht nicht so aus, als ob es heute noch aufhört zu regnen,“ sagtesie, als sie das Wechselgeld aus der Kasse holte. “ Müssen Sie denn weit bisnach Hause?“„Unser Wagen steht ungefähr 15 Minuten von hier. Vorhin war so schönesWetter, das konnte ja niemand ahnen. “Jana war in der Zwischenzeit aufgestanden und herangekommen.

Die Kassiererin schaute sie von oben bis unten an, wie sie auf die Krückengestützt da stand. „Es ist bei Regen bestimmt auch rutschig so mit den Krücken, oder?“, fragtesie verlegen. Jana lächelte: „Es geht schon. Komm. Lass uns gehen. Irgendwann müssen wirja mal nach Hause kommen. “„Alles Gute,“ rief ihnen die junge Frau nach, als sie das Foyer verliessen. „Na, dann wollen wir uns mal in die Fluten stürzen,“ scherzte Clemens. Es war jetzt kurz vor 23.

00 Uhr und Schaufenster beleuchteten dieFussgängerzone. Hin und wieder begegneten Jana und Clemens Leute, die eiligunter Schirmen an ihnen vorbei liefen. Nach kurzer Zeit war die Kleidung von beiden durchnässt, und dasRegenwasser lief ihnen über die Gesichter. Clemens ging links etwas hinterJana, die sehr konzentriert schaute, wohin sie die Gummipuffer ihrerKrücken setzte. Die Pflästerung der Strasse bestand aus geschliffenenGranitplatten, die durch den Regen sehr rutschig waren. Deshalb liess Clemens Jana keinen Moment aus den Augen, obwohl er wusste,dass er sie auch nicht so schnell auffangen konnte, wenn sie ausrutschensollte.

Nach etwa zehn Minuten Weg steuerte Jana auf ein Schaufenster zu, welchesdurch eine Markise geschützt wurde. Glücklicherweise hatte der Inhaberdiese nach Geschäftsschluss nicht eingefahren, so dass sie jetzt eine gutenSchutz vor dem starken Regen bot. „Lass uns eine kleine Pause machen,Schatz, ich bin ganz aus der Puste,“ sagte Jana. „Na, bei dem Dauerlauf, den du hier hinlegst, da komme ich ja kaum mit. “„Spinner,“ antwortete sie und stellte sich mit dem Rücken zur Hauswand.

Clemens reichte ihr eine Packung Zellstofftaschentücher und Jana zog einigedavon heraus und trocknete sich ihr Gesicht ab. Clemens tat gleiche. „Wären wir vorhin mit dem Auto gefahren,“ begann er, „dann würde ich jetztnicht mit dir hier unter dieser schönen Markise stehen,“ sagte Jana. „Komm, höre auf zu jammern. Du hast auch nicht geahnt, dass es heute nochso einen Wolkenbruch gibt. Ist doch mal was anderes,“ witzelte sie. Jana hatte ihren kurzen Beinstumpf auf den Griff ihrer rechten Krückegelegt.

Weil der Rock total nass war, zeichnete sich die Form des Stumpfessehr genau ab. „Langsam wird mir kalt,“ sagte Clemens. “ Kannst du schon weiter?“Beide hatten nicht bemerkt, wie ein weiteres Paar Schutz unter der Markisesuchte. Mit einem Mal hörten sie neben sich ein “ Hallo, ist das nicht einSauwetter heute Abend?“„Das kann man wohl laut sagen,“ antwortete Clemens. Jana lächelte: „Das spart glatt die nächste Dusche. “ Sie nahm die Krückewieder in die rechte Hand und machte zwei kurze Schritte von der Hauswandweg um Clemens herum.

In diesem Moment erst bemerkten die anderen beiden, dass sie an Krückenging. Der Rock klebte förmlich an ihrem Bein und der Stumpf zeichnete noch immerseine Konturen ab. „Einen schönen Abend noch,“ sagte Jana, als sie an den beiden jungen Leutenvorbei wieder in den Regen hinaus ging, dicht gefolgt von Clemens. „Mann-oh-Mann, denen wären eben aber fast die Augen aus den Köpfengefallen, hast du das bemerkt?“ fragte Clemens, als sie ein paar Meter weitweg waren.

„Klar, habe ich. Der Typ konnte ja nicht mal was sagen, weil er seinen Mundnicht mehr zu bekam. “Als sie am Auto ankamen, holte Clemens eine Decke aus dem Kofferraum undbreitete sie über dem Beifahrersitz aus. Sie stützte sich mit der linkenHand am Autodach und mit der echten Hand an der Tür ab, hüpfte näher heranund drehte sich dann auf der Fussspitze um. Dann setzte sich Jana rückwärts auf den Sitz, drehte sich nach links, indemsie ihr Bein ins Auto hob und stützte sich mit der rechten Hand auf demRand des Autositzes ab, um eine gerade Position einnehmen zu können.

Clemens schloss von aussen die Tür und legte dann die Krücken nach hinten. Nachdem er auch eingestiegen war, half er Jana dabei, die Decke um ihreSchultern zu legen, damit sie sich dann damit einwickeln konnte. Clemensbemerkte, wie sein Sitz unter ihm nass wurde. Er startete den Wagen undstellte das Gebläse auf volle Leistung gegen die Frontscheibe, was aber einBeschlagen auch nicht verhindern konnte. Als sie vor ihrer Haustür ankamen, hatte der Regen aufgehört. Jana beeiltesich auszusteigen.

Sie hüpfte zur hinteren Tür, nahm sich die Krückenheraus, ging zur Haustür und schloss sie auf. Wenig später kam Clemens mitder feuchten Decke hinterher. Er lief gleich in den Keller, um sie übereine Leine zum Trocknen zu hängen; Jana hatte schon die Wohnungstürerreicht, als er nach oben kam.


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